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Prof. Dr. med. H. S. Füeßl Isar-Amper-Klinikum, Kl. München-Ost, Haar

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Arterielle Blutung aus einem Magengeschwür.

© Albertinen K.-H. Hamburg / endoskopiebilder.de

_ Nicht steroidale Antirheumatika gehören zu den an häufigsten eingenommenen Medikamenten, stellen aber aufgrund gastrointestinaler Nebenwirkungen gleichzeitig eines der größten iatrogenen Gesundheitsprobleme dar. Insbesondere bei älteren Patienten, die zu den Hauptkonsumenten dieser Medikamente gehören, kann es je nach Dosierung, Anwendungsdauer und eingenommener Substanz zu Gastritiden und peptischen Ulcera mit schwerwiegenden Blutungskomplikationen kommen.

Um die Magen-Darm-Toxizität dieser Medikamentengruppe einzuschätzen, werden auch galenische Ansätze verfolgt. Weichgelatinekapseln von Diclofenac werden z. B. rascher resorbiert und wirken schneller analgetisch. Die Frage ist, ob sie auch mit einem höheren gastrointestinalen Risiko belastet sein könnten. In einer Studie an 132 gesunden Freiwilligen hat man nun die Mukosaschädigung von täglich 75 mg Diclofenac-K als Tabletten, 75 mg Diclofenac-K als Weichkapseln, 3000 mg ASS als Tabletten und 1200 mg Ibuprofen als Weichkapseln untersucht. Die einzelnen Dosen betrugen 2 × 12,5 mg Diclofenac-K-Tabletten, 25 mg Diclofenac-K in Form von Weichkapseln (in Deutschland freiverkäuflich als 12,5 mg erhältlich), 2 x 500 mg ASS in Tablettenform und 2 × 200 mg Ibuprofen als Weichkapseln. Insgesamt wurden in der sechstägigen Studie fünf Tagesdosen eingenommen, am 1. Tag zwei Dosen, vom 2. bis 5. Tag drei Dosen und am 6. Tag eine Dosis. Damit entsprach das Studiendesign den zur Selbstmedikation maximal zugelassenen Tagesdosen und etwa der zugelassenen Behandlungsdauer, die in Deutschland vier Tage beträgt.

Endoskopisch fanden sich am wenigsten erosive gastroduodenale Läsionen unter Diclofenac-K-Weichkapseln (53%) im Vergleich zu 61% unter Diclofenac-K-Tabletten. Unter Ibuprofen kam es bei 75% und unter ASS bei 94% der Probanden zu Magenschleimhautschäden.

Der toxische Effekt spiegelt sich auch im Ausmaß der Hemmung der Prostaglandinsynthese wider. Unter den beiden Diclofenac-K-Präparaten kam es zu einer Hemmung um 52% bei den Weichkapseln und um 64% bei den Tabletten, unter Ibuprofen um 50% und unter ASS um 79%. Der mittlere Lanza-Index, ein Maß für den Grad der Schleimhautschädigung, betrug unter den beiden Diclofenac-K-Präparaten 1,9 bzw. 1,7 und lag in der Ibuprofen-Gruppe bei 2,3 und in der ASS-Gruppe bei 3,5.

Kommentar

Die höhere Wirkstoff-Exposition durch die raschere Resorption der Wirksubstanz in den Weichkapseln bewirkt offensichtlich keine höhere gastrointestinale Toxizität. . In den zur Selbstmedikation zugelassenen Dosen und Anwendungszeiträumen ist Diclofenac-K sowohl als Tablette als auch in der Zubereitungsform von Weichkapseln mindestens so gut verträglich wie Ibuprofen und deutlich verträglicher als ASS.