_ Die Integration der neuen Proteasehemmer in die Erst- oder Retherapie bei chronischer Hepatitis-C-Infektion mit dem HCV-Genotyp 1 hat die Heilungschancen deutlich verbessert. Die Tripletherapie mit Telaprevir oder Boceprevir ist aber auch komplexer geworden, mit neuen virologischen Ansprechkriterien und substanzspezifischen Therapiealgorithmen, betonte Prof. Christoph Sarrazin, Frankfurt/Main.

Sarrazin stellte hierzu neue Expertenempfehlungen vor (Sarrazin C et al. Z Gastroenterol 2012; 52). Danach wird fehlendes Therapieansprechen differenziert in partielle Nonresponse mit mindestens 2-log-Abfall der HCV-RNA zu Woche zwölf, aber fehlender Virusnegativität zu Woche 24 und eine „Nullresponse“. Bei letzterer fällt die HCV-RNA zu Woche zwölf um weniger als zwei Logstufen ab, und das Risiko von resistenzbedingten viralen Durchbrüchen steigt deutlich an.

Das bisherige schnelle Therapieansprechen (RVR, Virusnegativität zu Woche vier) wird durch das Kriterium der „extended RVR“ (eRVR) ersetzt. Eine eRVR unter einer Telaprevir enthaltenden Therapie bedeutet Virusnegativität zu Woche vier und zwölf, bei Boceprevir (Victrelis®) ist der HCV-RNA-Status zu Woche acht und 24 entscheidend. Das liegt neben der unterschiedlich langen Tripletherapie-Phase auch an den abweichenden Behandlungsschemata.

Vierwöchige Lead-in-Phase bietet Vorteile

Im Gegensatz zu Telaprevir, wo sofort mit der zwölfwöchigen Tripletherapie begonnen wird, geht der unterschiedlich langen Behandlung mit Boceprevir stets eine vierwöchige Phase (lead-in) nur mit Peginterferon und Ribavirin voraus. Diese Lead-in-Phase lässt sich nach Sarrazins Erfahrung in Rücksprache mit dem Patienten dazu nutzen, die Therapieadhärenz sowie Verträglichkeit von Peginterferon und Ribavirin abzuschätzen. Speziell in der Ersttherapie erlaube ein rasches Ansprechen in der Lead-in-Phase außerdem, auf die Zugabe des Proteasehemmers zugunsten der Dualtherapie über 24 Wochen zu verzichten. Umgekehrt lässt sich auch bei Nullrespondern mit ausgeprägter Fibrose nach einer enttäuschenden Lead-in-Phase auf eine Tripletherapie verzichten, so Sarrazin.