_ Im Vergleich zu Personen mit HCV-Monoinfektion wird bei mit HIV koinfizierten Personen in der Regel ein rasches Fortschreiten der Lebererkrankung beobachtet. Durch das längere Überleben von HIV-infizierten Patienten durch HAART sind Ärzte immer häufiger mit Leberzirrhosen und hepatozellulären Karzinomen bei ihren HIV-infizierten Patienten konfrontiert. Tatsächlich sind Lebererkrankungen derzeit die führende Todesursache von HCV/HIV koinfizierten Patienten. Über prädiktive Parameter der Mortalität koinfizierter Frauen ist wenig bekannt, da die meisten Daten bisher an Männern gewonnen wurden. Ein wichtiger prognostischer Faktor ist sicher das Ausmaß einer sich entwickelnden Leberfibrose.

In einer Kohortenstudie an 450 HCV/HIV koinfizierten Frauen aus der Women’s Interagency HIV Study der National Institutes of Health, von denen im Lauf eines medianen Follow-up von 6,6 Jahren 191 verstorben waren, wurden nun zwei einfach zu erhebende indirekte Fibrosemarker auf ihre prognostische Aussagekraft hin untersucht. Die Quotienten APRI und FIB-4, gebildet aus wurden im Hinblick auf ihre Eignung als Prognoseparameter für die Mortalität untersucht.

\(\begin{gathered} \frac{{(AST/oberer Normwert AST) \times 100}} {{Thromboyzen (10^3 /\mu l)}} = (APRI) \hfill \\ \frac{{Alter (Jahre) \times AST}} {{Thrombozyten (10^3 /\mu l) \times ALT}} = FIB - 4 \hfill \\ \end{gathered} \)

wurden im Hinblick auf ihre Eignung als Prognoseparameter für die Mortalität untersucht.

Im Vergleich zu Frauen mit niedrigen APRI-Werten (< 0,5) wiesen Frauen mit APRI-Werten von >1,5 als Ausdruck einer schweren Fibrose eine Hazard Ratio der Gesamtmortalität von 2,78 auf. Ein ähnlicher Zusammenhang ergab sich für den FIB-4-Wert. Bei Frauen mit einem Wert von über 3,25 zeigte sich eine Hazard Ratio von 2,58 der Mortalität im Vergleich zu FIB-4-Werten < 1,5. Diese beiden Parameter erwiesen sich als unabhängig von anderen Prognoseparametern der HIV-Infektion. In den fünf Jahren vor dem Tod stiegen sowohl der APRI als auch der FIB-4 deutlich an. Die Steilheit dieses Anstiegs war bei den Frauen, die an einer Lebererkrankung zu Tode kamen, deutlich größer als bei Todesfällen ohne Beteiligung der Leber.

Kommentar

Es handelt sich um die erste Longitudinalstudie, die nicht invasiv zu erhebende Marker der Leberfibrose ausschließlich bei koinfizierten Frauen mit HIV und HCV untersucht. Man kann nur staunen, wie selbst einfachsten Laborparametern immer noch neue Aspekte abzugewinnen sind. Nachdem diese Werte wahrscheinlich von allen mit HIV- und HCV-infizierten Patienten in kontinuierlicher ärztlicher Betreuung vorliegen, kann jeder nachprüfen, ob sich die Ergebnisse der Studie an der eigenen Klientel nachvollziehen lassen.