Eine 20-jährige Frau stellte sich wegen eines Taubheitsgefühls im Bereich der Zunge vor. Bei ihr war seit langer Zeit ein Raynaud-Phänomen an den Fingern bekannt.
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_ Antinukleäre Antikörper und RNP-Antikörper waren positiv. Wegen des Raynaud-Phänomens war sie mit Prostacyclin behandelt worden. Zwei Jahre vor der Vorstellung hatten intermittierende Attacken eines Taubheitsgefühls im Bereich der Zunge mit begleitender Dysarthrie begonnen. Die Symptomatik an der Zunge trat nicht zeitgleich mit Vasospasmen im Bereich der Finger auf und verschwand in der Regel innerhalb von 15 min von alleine.
Nachdem die Attacken niemals in der Sprechstunde auftraten, benutzte die Patientin ihr Mobiltelefon, um ein Foto von der Zunge zu machen. Darauf erkannte man eine auffallend weiße Zunge, die auf ein Raynaud-Phänomen zurückgeführt wurde.
Kommentar
Eine Mitbeteiligung der Zungenendarterien am Raynaud-Phänomen kann bei Patienten mit Autoimmunerkrankungen wie einer Sklerodermie, aber auch bei sonst gesunden Patienten auftreten. Neben dieser relativen Rarität bietet der Fall noch eine Besonderheit, die viele Diskussionen und Zweifel um körperliche Phänomene erspart. Die meisten Menschen tragen heute ein Handy bei sich, mit dem man hervorragende Fotos machen kann. In diesem Fall sagt ein Bild tatsächlich mehr als 1000 Worte und belegt, dass es sich nicht nur um ein Gefühl des Patienten, sondern tatsächlich um eine Ischämie handelt. Die meisten Patienten denken aber wahrscheinlich in der Situation nicht daran, für ihren Arzt eine entsprechende Dokumentation anzufertigen. Es lohnt sich aber durchaus. Nachdem keine spezifische Behandlung für das intermittierende Raynaud-Phänomen der Zunge existiert, hat die Patientin gelernt, damit zu leben. Sie fühlt sich ansonsten aber wohl und erhält wegen Ihrer Mischkollagenose täglich 2,5 mg Prednisolon, Prostcyclin und einen Protonenpumpenblocker.
Literatur
Y. Katada, T. Tanaka (Korres.: kataday@omh.hosp.go.jp): Lingual Raynaud’s Phenomenon. New Engl. J. Med. 366 (2012) e12
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Füessl, H.S. Raynaud-Phänomen an der Zunge. MMW - Fortschritte der Medizin 154, 49 (2012). https://doi.org/10.1007/s15006-012-0446-z
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