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Prof. Dr. med. H. Holzgreve Internist, Kardiologische Praxis, München

_ Die Autoren überprüften den Zusammenhang zwischen dem Geschlecht, den Symptomen bei akutem Herzinfarkt und der Mortalität. Dabei stützten sie sich auf das National Registry of Myocardial Infarction der USA, in dem von 1994 bis 2006 die Daten von 2 160 671 Patienten mit akutem Herzinfarkt aus 1977 Kliniken dokumentiert wurden.

Bei Frauen tritt ein akuter Myokardinfarkt häufiger ohne typische Angina-pectoris-Symptome oder deren Äquivalente, z. B. Arm-, Hals- oder Kieferschmerzen, auf als bei Männern (42,0 vs. 30,7%). Dabei besteht eine deutliche Altersabhängigkeit: Die Diskrepanz zwischen Männern und Frauen nimmt mit dem Alter ab, d. h. die Symptome fehlen umso häufiger, je jünger die Frauen sind.

Bei einem Infarkt ohne Brustschmerzen ist die Mortalität bei Frauen höher als bei gleichaltrigen Männern (14,6 vs. 10,3%). Diese Beobachtung gilt vor allem für jüngere Frauen unterhalb des 55. Lebensjahrs (< 45 Jahren: 1,18-faches Risiko; 45-54 Jahre: 1,13-faches Risiko). Mit dem Alter nehmen diese Unterschiede ab und kehren sich schließlich sogar um. Alle Veränderungen waren signifikant (p < 0,001).

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Das Warnzeichen Brustschmerz fehlt bei Frauen vor dem 55. Lebensjahr häufiger.

© Paul von Stroheim / imago

Kommentar

Der Herzinfarkt hat geschlechtsspezifische Eigenheiten. Einerseits sind Frauen im Durchschnitt etwa zehn Jahre älter als Männer, wenn sie einen Herzinfarkt erleiden. Andererseits haben Frauen ein höheres Risiko für einen asymptomatischen Infarkt als gleichaltrige Männer. Ein solcher Infarkt hat für Frauen schlimmere Folgen als für Männer, denn die Mortalität ist bei Frauen höher als bei Männern, insbesondere vor dem 55. Lebensjahr.

Die Ursachen für die Geschlechtsunterschiede hinsichtlich der Symptomatik und dem Mortalitätsrisiko sind letztlich unklar, während die Konsequenzen offensichtlich sind: Patienten ohne Brustschmerzen suchen später den Arzt auf und werden wahrscheinlich weniger aggressiv behandelt. Die Autoren fordern, dass diese Unterschiede genauer untersucht und bei der Behandlung berücksichtigt werden.