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Geben Sie nicht vorschnell Entwarnung!

©Chris Priest/spl/agentur focus

_ Eine 68-jährige, bisher vollständig gesunde Frau klagt über Glieder- und Halsschmerzen mit Übelkeit. Das von ihr selbst induzierte Erbrechen führt zu einer kurzzeitigen Bewusstlosigkeit mit einem leichten Schädel-Hirn-Trauma. Das in der Klinik abgeleitete EKG zeigt keine Hinweise für eine Rhythmusstörung. Auch die neurologische Untersuchung ist unauffällig, ebenso das zum Ausschluss eines Insults durchgeführte CT. Laborchemisch zeigt sich eine Erhöhung der Entzündungsparameter mit einer Leukozytenzahl von 14 500/μl. Der CRP-Wert ist mit 15 mg/dl ebenfalls erhöht. Es wird die Diagnose einer im Rahmen des Würgereizes aufgetretenen vagovasalen Synkope gestellt und die Patientin entlassen.

Drei Tage später muss die Patientin jedoch notfallmäßig stationär aufgenommen werden. Man stellt ein Toxic-Shock-Syndrom mit hohem Fieber, Hypotonie und Exanthem fest. Trotz intensivmedizinischer Maßnahmen verstirbt die Patientin innerhalb weniger Tage an einem septischen Multiorganversagen.

Unverzichtbare Basisdiagnostik

„Dieser Fall zeigt, dass sich auch hinter einer zunächst harmlos erscheinenden vagovasalen Synkope eine schwere Erkrankung verbergen kann“, sagte Prof. Michael Christ, Nürnberg. Zur unverzichtbaren Basisdiagnostik bei jedem synkopalen Patienten gehören neben der Bestimmung des Hämoglobin-Wertes und des Blutzuckers auch ein 12-Kanal-EKG und die Fiebermessung.

Bei jedem fünften Patienten mit einer Synkope kommt es innerhalb von 30 Tagen zu einem gravierenden pathologischen Ereignis. In ca. 15% handelt es sich um ein kardiales oder koronares Ereignis, in ca. 24% um eine relevante Rhythmusstörung, in ca. 17% um eine signifikante Blutung oder eine Anämie und in ca. 20% um eine Sepsis.

Wann muss der Patient in die Klinik?

Bei jedem Patienten mit einer Synkope sollten zunächst folgende Fragen soweit wie möglich geklärt werden:

  • Liegt überhaupt ein synkopales Ereignis vor?

  • Liegt eine kardiale oder eine neurologische Synkope vor?

  • Liegt eine limitierende Komorbidität vor?

Nach den Boston-Kriterien machen folgende Risikofaktoren eine stationäre Aufnahme erforderlich:

  • Zeichen oder Symptome einer KHK

  • Kardiale Erkrankungen in der Vorgeschichte

  • Akuter Herztod in der Familie

  • Hinweise für eine Reizleitungsstörung im EKG

  • Verdacht auf eine Herzklappenerkrankung

  • Hinweise für einen Volumenmangel

  • Persistierende abnorme Vitalparameter (Atemfrequenz, Blutdruck, Puls, Temperatur, O2-Sättigung)

  • Hinweise für eine zerebrovaskuläre Erkrankung

  • Schwere Infektionen bzw. Sepsis.