_ Die Zahl der koronaren Bypass-Operationen ist seit Jahren rückläufig, die Zahl der perkutanen Koronarinterventionen (PCI) steigt und steigt. Interventionelle Kardiologen trauen sich mit der weniger belastenden, weil weniger invasiven Herzkatheter-Behandlung zunehmend an KHK-Patienten mit komplexen Gefäßerkrankungen wie Hauptstammstenose und koronare Dreigefäßerkrankungen heran, die bisher den Herzchirurgen vorbehalten waren. Diese sehen das mit Skepsis. Sie glauben, dass dieser Trend langfristig nachteilig ist, wie kürzlich die Deutsche Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie vermeldete.

Berufen konnte sich die Fachgesellschaft dabei auf die im Oktober 2011 vorgestellten 4-Jahres-Ergebnisse der SYNTAX-Studie, in der 1800 KHK-Patienten mit Hauptstammstenosen und/oder Dreigefäßerkrankungen entweder koronarchirurgisch oder interventionell behandelt worden waren. Kurzfristig sah es noch nach einem Unentschieden zwischen den Verfahren aus. Nach vier Jahren zeigte sich erstmals ein signifikanter Überlebensvorteil zugunsten der Chirurgie (Mortalität 8,8 vs. 11.7%).

In die gleiche Richtung deuten nun Ergebnisse einer Analyse von zwei umfangreichen Datenbanken mit 190 000 komplexen KHK-Patienten, die zeitgleich auf dem ACC-Jahreskongress vorgestellt und im New England Journal of Medicine publiziert wurden. Auch in dieser Studie mit deutlich höheren Patientenzahlen zeigte sich nach vier Jahren ein Überlebensvorteil für Patienten, die vom Herzchirurgen behandelt worden waren (Mortalität 16,4% vs. 20,8%).

Die Daten beider Studien sind wertvoll für das Gespräch mit dem Patienten bei der Wahl nach der optimalen Behandlungsstrategie. Es sieht so aus, als ob das schonendere Verfahren kurzfristig überlegen (niedrigere Akutmortalität), mittelfristig gleichwertig und langfristig prognostisch unterlegen sein könnte.