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_ „Wer morgens länger schläft, hält es abends länger aus“, lautet der Refrain eines Gassenhauers, der, wie sich jetzt herausstellt, von tiefer medizinischer Weisheit zeugt. Denn mit dem Schlaf will ordentlich gehaushaltet werden! Wer dem Horaz’schen Prinzip des Carpe Diem folgt und dabei das Carpe noctem vernachlässigt, lebt vermutlich schneller und ist dann vielleicht auch früher tot.

Studie mit über 3000 Teilnehmern

Auf diese Gefahr weist eine Arbeitsgruppe um Prof. Rohit R. Arora, Chefarzt der Kardiologie an der Chicago Medical School, hin. In Chicago berichtete Arora über eine retrospektive Studie mit 3019 erwachsenen Teilnehmern des National Health and Nutrition Examination Survey (NHANES), bei denen der Zusammenhang der Schlafhygiene mit der Herzgesundheit untersucht wurde.

Die Probanden wurden nach der Schlafdauer befragt und anschließend in drei Kategorien eingeteilt: Solche, die weniger als sechs Stunden schliefen, solche, die zwischen sechs und acht Stunden schliefen, und solche, die mehr als acht Stunden schliefen. Gleichzeitig forschte man nach den Diagnosen Herzinfarkt, Schlaganfall und Herzinsuffizienz.

Anschließend setzte man diese Erkrankungen mit der Schlafdauer in Beziehung. Dabei wurde der Einfluss von Covarianten wie Alter, Geschlecht, Lipide, Blutdruck, Rauchen, Diabetes, Gewicht, Schlafapnoe und anderen Schlafstörungen statistisch berücksichtigt.

Schlaf hat eine enge therapeutische Breite

Heraus kam, dass der Schlaf eine enge therapeutische Breite aufweist und deshalb eine Dosierung in einem Zielbereich geboten ist, ähnlich wie man es von der INR-gesteuerten Antikoagulation her kennt. Notorische Wenig-Schläfer mit unter sechs Stunden Schlaf hatten ein um den Faktor 2 erhöhtes Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall sowie ein um den Faktor 1,6 erhöhtes Risiko für Herzinsuffizienz. Doch auch Vielschläfer mit mehr als acht Stunden Schlaf täglich hatten ein um den Faktor 2 erhöhtes Risiko für Angina pectoris.

Die herzkreislaufschädigenden Auswirkungen des Schlafentzugs sind wissenschaftlich schnell erklärt: Schlafmangel aktiviert das sympathische Nervensystem und erhöht Kortisonspiegel sowie Entzündungsparameter. Glukoseintoleranz, Diabetes, Bluthochdruck und erhöhte Pulsfrequenz sind die Folge.

Mehr als acht Stunden schlafen ist auch schädlich

Warum aber auch Langschläfer ein erhöhtes Herzrisiko aufweisen, bleibt Gegenstand der Spekulation. Vielleicht sind sie generell wenig dynamisch, so dass Bewegungsmangel den Befund erklären könnte. Die Autoren leiten aus ihren Befunden zwei Empfehlungen ab:

  • 1. Ein gesunder Schlaf dauert 6–8 Stunden, nicht mehr und nicht weniger.

  • 2. Ärzte sollten Herz-Patienten häufiger nach ihren Schlafgewohnheiten befragen.