figure 1

Was ist neu in der medikamentösen Therapie? Wir halten Sie auf dem Laufenden mit Berichten von Kongressen und Symposien der pharmazeutischen Industrie.

© Archiv

Derzeit befindet sich ein neues Wirkprinzip zur Blutzuckersenkung in der klinischen Prüfung: SGLT2-Hemmer fördern die Glukoseausscheidung mit dem Urin.

_ SGLT2-Hemmer blockieren den Natrium-Glukose-Transporter 2 (SGLT2) in den Nierentubuli. Dieser Transporter ist für 90% der Glukoserückresorption in der Niere verantwortlich. Wird er gehemmt, gelangt weniger Glukose aus der Niere zurück ins Blut, die überschüssige Glukose wird mit dem Harn ausgeschieden. Aufgrund des insulinunabhängigen Wirkmechanismus könnten SGLT2-Hemmer im Prinzip in allen Stadien des Typ-2-Diabetes eingesetzt werden, erklärte Prof. Juris Meier, Bochum.

Gute blutzuckersenkende Wirkung

Der am weitesten in der klinischen Prüfung fortgeschrittene SGLT2-Hemmer ist Dapagliflozin. In einem großen Phase-III-Studienprogramm wurde er in Monotherapie und in Kombination mit anderen Antidiabetika geprüft. „Die HbA1c-Reduktion von Dapagliflozin ist vergleichbar mit der anderer oraler Antidiabetika“, erklärte Meier.

In Monotherapie führte der Wirkstoff bei Typ-2-Diabetikern mit einem Ausgangswert von 7,8–8,0% innerhalb von 24 Wochen zu einer Reduktion des HbA1c um etwa 0,6–0,9 Prozentpunkte (Placebo: –0,23%; Ferrannini E et al. Diabetes Care 2010; 33: 2217–2224). In Kombination mit Metformin waren unter dem SGLT2-Hemmer bessere Langzeiterfolge hinsichtlich des HbA1c-Werts zu beobachten als unter dem Sulfonylharnstoff Glipizid, wie eine zwei Jahre dauernde Studie ergeben hat (Nauck M et al. Poster beim ADA-Kongress, Juni 2011). Interessant könnte auch die Kombination mit Insulin sein. Hier verbesserte der SGLT2-Hemmer den HbA1c-Wert innerhalb von zwölf Wochen um etwa 0,7 Prozentpunkte im Vergleich zu Placebo (Wilding JPH et al. Diabetes Care 2009; 32: 1656–1662).

Positive Nebeneffekte: In allen Studien sank unter dem SGLT2-Hemmer das Gewicht um etwa 3–4 kg sowie der Blutdruck um etwa 3–4 mmHg. Ein gesteigertes Hypoglykämierisiko war nicht zu beobachten.

Mögliches Krebsrisiko

Die unerwünschten Nebenwirkungen des neuen Wirkprinzips könnten allerdings problematisch sein. Einige Tumoren waren unter Dapagliflozin häufiger aufgetreten als in den Vergleichsgruppen, v. a. Blasen-, Brust- und Prostatakarzinome. Das mögliche Krebsrisiko veranlasste die FDA dazu, weitere Studiendaten zu fordern.

Hinzu kommt, dass die Häufigkeit von Genitalinfektionen bei Frauen signifikant angestieg. Das absolute Risiko sei aber überschaubar, erklärte Meier, es liege bei etwa 7%. Außerdem litten die Patienten vermehrt unter Harnwegsinfektionen.