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Prof. Dr. med. K. Malberg Immunologie, Dresden-Loschwitz

_ Für die ersten beiden Experimente wurde das Verhalten von Verkehrsteilnehmern an Kreuzungen und Fußgängerübergängen beobachtet. Wie sich zeigte, sind es überwiegend die Lenker teurer Fahrzeuge, die an Kreuzungen die Vorfahrt missachten und die an Zebrastreifen nicht für wartende Fußgänger halten.

Im dritten Experiment wurde der soziale Status der Probanden mittels Selbstauskunft ermittelt. Anschließend wurden den Versuchsteilnehmer acht Szenarien vorgespielt, in denen sich ein Schauspieler unethisch verhielt. Die Versuchspersonen sollten dann angeben, ob sie sich in einer vergleichbaren Situation ähnlich verhalten würden wie der Schauspieler. Auch hier neigten eher die sozial besser Gestellten zu einem verwerflichen Verhalten.

Weitere Tests zeigten, dass die sozial besser Gestellten eher beim Spiel um Geld betrogen, Bewerber bei einem fiktiven Vorstellungsgespräch belogen oder zu viel erhaltenes Wechselgeld behielten.

Kommentar

Auf den ersten Blick ist das Resultat verwunderlich, sind es doch eher die unteren Schichten, die es eigentlich nötiger hätten, zu schummeln und sich einen Vorteil zu verschaffen. Aber nicht der höhere soziale Rang per se ist verantwortlich für das weniger moralische Verhalten, sondern vielmehr die Einstellung der Probanden zur Gier: Angehörige höherer Schichten sahen diese Charaktereigenschaft als weniger negativ an. Auch arbeiteten sie oft in Berufen, in denen es praktisch zur Ausbildung gehört, den eigenen Vorteil nicht aus den Augen zu verlieren. Weitere Experimente zeigten, dass sich die ethische Einstellung leicht manipulieren lässt. Stellte man etwa Gier als positive Eigenschaft dar, die zudem mit Vorteilen verknüpft ist, verhielten sich die Probanden anschließend wesentlich unfairer und eigennütziger als in vorhergehenden Durchgängen.