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Prof. Dr. med. H. Holzgreve Internist, Kardiologische Praxis, München

_ Patienten mit einer akuten bakteriellen Rhinosinusitis seit mindestens sieben Tagen wurden symptomatische Maßnahmen gegen Schmerzen, Fieber, Husten und nasale Kongestion angeboten. Nach Zufallskriterien erhielten 85 Patienten zehn Tage lang täglich dreimal 500 mg Amoxicillin und 81 Patienten Placebo.

Die subjektiven Beschwerden, die mit einem Score aus 16 Symptomen erfasst wurden, zeigten nach drei und zehn Tagen keinen Unterschied zwischen Verum- und Placebogruppe, favorisierten allerdings nach sieben Tagen die Antibiotikagruppe. Das gleiche Muster ergab sich für die Bewertung der subjektiven Befindlichkeit. Bei anderen Merkmalen wie Arbeitsfähigkeit, Bedarf für zusätzliche ärztliche Hilfe, allgemeine Zufriedenheit oder Nebenwirkungen ergab sich zwischen den beiden Gruppen kein Unterschied.

Kommentar

Auch die Therapie sogenannter „banaler“ Erkrankungen wie der akuten Rhinosinusitis eignet sich für die Überprüfung mit anerkannten wissenschaftlichen Methoden. Allerdings handelte es sich in dieser Studie nach Schweregrad und Dauer der Erkrankung um durchaus schwere Verläufe, für die häufig Antibiotika verordnet werden, obwohl die Leitlinien nationaler Gesellschaften in USA und England dies nicht vorsehen. Die Autoren kommen bei der Bewertung des systematisch kontrollierten Verlaufs über zehn Tage und der vierwöchigen Nachbeobachtung zu dem Ergebnis, dass die Verordnung von Antibiotika nicht gerechtfertigt ist. Aber wie so oft liegt die Tücke im Detail: Bei den Untersuchungen am 3. und 10. Tag ergibt sich zwar kein Unterschied zwischen den beiden Gruppen, doch am 7. Tag geht es den Patienten der Antibiotikagruppe etwas besser. Es könnte also sein, dass Antibiotika etwas schneller zur Ausheilung der Erkrankung führen, das Endergebnis aber nicht beeinflussen.