Werden Kinder sehr früh eingeschult, wird bei ihnen häufiger und zu Unrecht ein Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätssyndrom (ADHS) diagnostiziert. Unreiferes Verhalten wird irrtümlich als krankhaft interpretiert, die Folgen können gravierend sein.
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_ Wissenschaftler der University of British Columbia in Vancouver (Kanada) untersuchten in einer Kohortenstudie 937 943 Kinder im Alter von 6–12 Jahren zwischen dem 1. Dezember 1997 und dem 30. November 2008. Berechnet werden sollte das relative ADHS-Risiko für die Kinder, die im Januar geboren wurden (das waren die ältesten ihres Jahrgangs) im Vergleich zu denen, die den Geburtstag im Dezember hatten (die Jüngsten des Schuljahrgangs).
Knaben, die im Dezember geboren wurden, hatten ein um 30% erhöhtes relatives Risiko, die Diagnose ADHS zu erhalten; bei Mädchen lag dieser Wert sogar bei 70%.
Kommentar
Die Analysen zeigen einen relativen Alterseffekt auf die Diagnose und Behandlung des ADHS bei 6–12 Jahre alten Kindern. Besonders hoch ist das Risiko für eine Fehldiagnose und falsche Behandlung bei Kindern, die kurz vor dem Stichtag für das Einschulungsalter Geburtstag haben. Sie sind typischerweise die jüngsten und unreifsten ihrer Klasse. Angesichts dieser Zahlen warnen die Forscher davor, Kinder unnötig den potenziellen Schäden und Langzeitfolgen einer Fehldiagnose und medikamentösen Behandlung auszusetzen. Mittel gegen ADHS wie Methylphenidat können sich negativ auf den Appetit, das Wachstum und den Schlaf der Kinder auswirken. Auch das Risiko für spätere Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist erhöht,
Literatur
R. L. Morrow et al. (Department of Anesthesiology, Pharmacoloy and Therapeutics, Unversity of British Columbia, Vancouver, BC, Canada; e-mail: richard.morrow@ti.ubc.ca ) Influence of relative age on diagnosis and treatment of attention-deficit/hyperactivity disorder in children. Canad. Med. Assoc. J.: doi: 10.1503/cmaj.111619
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Malberg, K. ADHS überdiagnostiziert. MMW - Fortschritte der Medizin 154, 36 (2012). https://doi.org/10.1007/s15006-012-0294-x
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