_ Es passiert ja häufiger, dass wir unseren Patienten erklären müssen, dass Antibiotika bei Virusinfekten wirkungslos sind, und genau das hatte ich am Freitag wieder einmal getan. Als die Patientin ihrem Arbeitgeber die Krankschreibung auch für Samstag übergab, rastete der aus. Er hielt ihr einen Vortrag darüber, dass sie in schlechter ärztlicher Obhut sei, weil ich ihr keine Antibotika verschrieben hätte. Sie möge sich an den ärztlichen Wochenend-Notdienst wenden, damit der ihr schleunigst ein entsprechendes Rezept schreibe.

Die Patientin tat genau das, voller Angst um ihren Job. Meine Notdienst-Kollegin erzählte ihr nichts anderes als das, was auch ich schon gesagt hatte, und gab ihr sogar eine Broschüre dazu mit. Weil die Patientin aber voller Angst auf einem Rezept beharrte, schrieb sie ihr (wider besseres Wissen) Doxycyclin auf.

Heute war die Patientin wieder da. Natürlich litt sie immer noch unter Husten und Schnupfen. Ich war ziemlich verärgert darüber, dass meine Kollegin sich zu so einem Unsinn hatte breitschlagen lassen! Sollten wir Ärztinnen und Ärzte nicht an einem Strang ziehen? Leider entband die Patientin mich nicht von der Schweigepflicht, sonst hätte ich ihrem Arbeitgeber ein paar Takte am Telefon erzählt.