_ Wie gut ein alter Mensch noch zu Fuß ist, verrät viel über seine gesundheitliche Prognose – auch dann, wenn er in ein Krankenhaus eingewiesen wird.

Dass das Gehtempo alter Menschen Rückschlüsse auf ihre Prognose erlaubt, ist mehrfach gezeigt worden. Viele Studien beschränkten sich allerdings auf medizinisch stabile Senioren. Eine neue Studie belegt jetzt, dass ein Gehtest auch bei akut kranken Personen sicher ist und wichtige Informationen über die Prognose liefern kann.

Die Patienten waren wegen einer kardiovaskulären, respiratorischen oder gastroenterologischen Erkrankung in eine geriatrische Akutklinik eingewiesen worden. Innerhalb von 24 Stunden nach der Aufnahme wurden sie gebeten, einen Gehtest zu absolvieren, bei dem sie aus dem Stand heraus 2,4 Meter zurücklegen sollten. Die insgesamt 322 Patienten (65–85 Jahre) hatten meistens mehrere Begleiterkrankungen, aber keine Zeichen einer Demenz.

Nur knapp zwei Drittel der Patienten schafften den kurzen Weg, mit einer mittleren Geschwindigkeit von 0,53 m/s. Auch wenn Alter, Geschlecht und Alltagskompetenz berücksichtigt wurden, korrelierte ihr Tempo mit der Dauer ihres Krankenhausaufenthaltes. Patienten, die die Strecke nicht bzw. mit weniger als 0,4 m/s schafften, wurden erst 1,9 bzw. 1,4 Tage später entlassen als Patienten mit einem Tempo von mindestens 0,6 m/s. Sie hatten im Vergleich zu den mobileren Patienten auch schlechtere Chancen, nach der Entlassung in ihr Zuhause zurückzukehren. In beiden Punkten war der Gehtest aussagekräftiger als die von den Patienten berichteten Einschränkungen bei den Alltagsaktivitäten.

Die Autoren um Glenn V. Ostir, Galveston/Texas, schlagen vor, bei Klinikaufnahme geriatrischer Patienten auch einen Gehtest durchzuführen. Eine Geschwindigkeit unter 0,4 m/s sei ein Indikator „für einen schlechteren funktionellen Zustand und eine langsamere Regeneration des Patienten“.