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© J. Liptak/C. Schnopp/J. Ring/C. Andres

_ Klinisch zeigten sich grünlich-schwärzliche Verfärbungen und Ablösungen mehrerer Fingernägel. In den mikrobiologischen Untersuchungen konnten in der Pilzkultur reichlich Candida Spezies, in der Bakteriologie massenhaft Pseudomonas Spezies nachgewiesen werden. Kein Pilznachweis in der Histologie.

Wir diagnostizierten eine phototoxische Onycholyse nach Minocyclineinnahme, die sich im Verlauf superinfizierte. Es erfolgte eine systemische antibakterielle Therapie mit Ciprofloxacin über zwei Wochen, im Anschluss wurde mit Itraconazol über zwei Wochen antimykotisch behandelt. Zusätzlich wurde eine unterstützende topische antimikrobielle Behandlung durchgeführt. Nach insgesamt sechs Monaten waren die Nagelveränderungen komplett abgeheilt.

Bei der Photoonycholyse handelt es sich um eine phototoxische Arzneimittelnebenwirkung, charakterisiert durch die Abhebung der distalen Nagelplatte vom Nagelbett. Der Photosensibilisator, in diesem Fall das Tetrazyklin Minocyclin, absorbiert Energie aus ultravioletter Strahlung und wird dadurch angeregt. Bei der Rückkehr in ein nicht-angeregtes Stadium kommt es zur Energieübertragung auf andere Moleküle, insbesondere auf Sauerstoff, und Bildung von schädlichen Reaktionszwischenprodukten. Die daraus resultierende Ablösung der Nägel ist ein idealer Wegbereiter für Sekundärinfektionen des Nagelbettes.

Am häufigsten wurde diese Reaktion nach Einnahme von Doxycyclin beschrieben, aber auch andere Tetrazykline, Fluorchinolone, Psoralene, Chinine und Chlorazepat können eine solche Reaktion hervorrufen. Deshalb sollte beim breiten Einsatz von Tetrazyklinen die phototoxische Potenz nicht nur an der Haut, sondern auch an den Nägeln bedacht werden.