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Prof. Dr. med. H. Holzgreve Internist, Kardiologische Praxis, München

_ In Kanada wurde geprüft, wie Chinin gegen nächtliche Wadenkrämpfe nach einem Medikament verordnet wird, das Ursache der Wadenkrämpfe sein könnte. Die Verordnungen wurden der Datenbank in British Columbia entnommen.

Tabelle 1 Risiko von Wadenkrämpfen nach Verordnung der genannten Medikamente

Innerhalb von fünf Jahren wurde Chinin 1590-mal nach Diuretika, 1326-mal nach Statinen und 576-mal nach langwirksamen Beta-2-Sympathikomimetika verordnet. Diese drei Medikamente bzw. teils auch ihre Untergruppen führten gehäuft zur Verordnung von Chinin (s. Tab.). Unter Berücksichtigung der Kontrollgruppen — umgekehrte Reihenfolge der Verordnungen — führten damit alle drei Medikamente zu nächtlichen Wadenkrämpfen, am häufigsten langwirksame Beta-2-Sympathikomimetika (2,42-fach), gefolgt von Diuretika (1,47-fach) und Statinen (1,16-fach).

Kommentar

Nächtliche Wadenkrämpfe haben bei älteren Personen eine Prävalenz von 37–50%. Patienten werden durch diese schmerzhaften Ereignisse immer wieder aus dem Schlaf gerissen. Vorbeugung und Therapie bleiben unbefriedigend: Chinin hat viele Nebenwirkungen und Kontraindikationen, die Gabe von Magnesium hat keine gesicherte bzw. zuverlässige Wirkung. Umso wichtiger ist es, mögliche Ursachen zu eruieren. Die vorliegende Studie zeigt, dass langwirksame Beta-2-Sympathikomimetika, verschiedene Diuretika und die Statine nächtliche Wadenkrämpfe verursachen können. Etwa 60% aller Patienten der Studie, denen Chinin verordnet wurde, hatten zuvor eines dieser drei Medikamente erhalten. Somit scheint die Mehrheit der pharmakologischen Ursachen für Wadenkrämpfe identifiziert zu sein. Wenn diese Nebenwirkung unter den genannten Medikamenten auftritt, müssen deren Indikation und evtl. Alternativen überprüft werden.