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_ Das sog. Adipositas-Paradoxon scheint mit diesem Ergebnis einer US-Studie zumindest teilweise gelöst. Es besagt, dass sogar stark Übergewichtige mitunter bessere Überlebenschancen haben als Normalgewichtige — trotz des Risikos, das eine Adipositas mit sich bringt. Erstmals wurde das Paradox 1999 bei Dialysepatienten beschrieben, und seither ist es bei einer Reihe weiterer chronischer Leiden aufgetaucht. Forscher um den Kardiologen Jonathan Myers von der Stanford University in Palo Alto haben nun untersucht, ob das Phänomen auch bei Gesunden auftritt.

Für die Studie hatten sich 811 Männer im Alter zwischen 40–65 Jahren gemeldet, die nie geraucht hatten und weder kardiopulmonal noch an Diabetes erkrankt waren. Sie wurden als nicht adipös (BMI < 30) oder adipös (BMI ≥ 30) klassifiziert und auf ein Fahrradergometer gesetzt. Die kardiorespiratorische Fitness wurde in metabolischen Äquivalenten (MET) berechnet. 1 MET entspricht dabei dem O2-Konsum in Ruhe. Als fit galt, wer auf dem Fahrrad mehr als 9 MET schaffte.

Neun Jahre nach dem Strampeln wurden die Mortalitätsraten der einzelnen Gruppen ermittelt. Es zeigte sich kein statistisch relevanter Unterschied in der Sterblichkeit zwischen Adipösen (11,3% verstorben) und Nichtadipösen (11,9%), wohl aber zwischen Fitten (8,3%) und Matten (18,5%). Bei Männern, die durch den Fitnesstest gefallen waren, wehte tatsächlich ein Hauch von Adipositas-Paradox. Gegenüber den fitten und relativ schlanken Männern war nämlich das Sterberisiko matter Schlanker 2,2-fach, dasjenige der schlappen Dicken aber nur 1,9-fach erhöht — ein signifikanter Bonus für die Beleibten (p = 0,03).

Dennoch sei gewarnt, wer seine Schritte nun stracks zum Kühlschrank lenken will: Von den Adipösen schaffte nur etwa jeder zweite beim Fitnesscheck mehr als 9 MET; bei den Schlankeren gelang das drei von vier Prüflingen. Fazit: Dick zu sein, sofern man fit ist, wiegt vielleicht nicht allzu schwer. Doch schwer ist es, zugleich dick und fit zu sein.