_ Ein Myokardinfarkt macht sich bei Frauen öfter als bei Männern nicht durch Thoraxschmerzen bemerkbar. Dies zeigt eine Studie, die Daten von 1 143 513 Infarktpatienten, darunter 481 581 Frauen, ausgewertet hat. Die Patienten waren zwischen 1994 und 2006 im National Registry of Myocardial Infarction erfasst worden.

Frauen, die wegen eines Herzinfarkts ein Krankenhaus aufsuchten, waren im Mittel gut sieben Jahr älter als ihre männlichen Leidensgenossen (73,9 vs. 66,5 Jahre). 42% von ihnen berichteten nicht über Schmerzen oder Engegefühl im Brustbereich. Von den Männern stellten sich nur 30,7% ohne Thoraxschmerzen vor. Diese geschlechtsspezifische Differenz war bei den unter 45-Jährigen am stärksten und ging mit dem Alter zurück. In der Altersgruppe über 75 fehlte das Leitsymptom bei ungefähr der Hälfte der Frauen wie der Männer.

Frauen starben häufiger als Männer noch in der Klinik (14,6% vs. 10,3%). Generell war die Mortalität erhöht, wenn anfangs keine Thoraxschmerzen bestanden hatten. Für jüngere Frauen war das Fehlen des Leitsymptoms jedoch verhängnisvoller als für Männer desselben Alters — mit einer Sterberate von 14,5% gegenüber 10,6% bei den 45- bis 54-Jährigen. Auch diese Geschlechterdifferenz nahm mit dem Alter ab.

Für die schlechtere Überlebenschancen von Patienten ohne Thoraxbeschwerden machen die Autoren vor allem Begleiterkrankungen (Diabetes) und klinische Charakteristika des Herzinfarkts sowie die seltenere Anwendung von Akutmaßnahmen verantwortlich. Die besonders schlechte Prognose von (jüngeren) Frauen sei wahrscheinlich auch auf Unterschiede in der Pathophysiologie zurückzuführen. Generell treten Herzinfarkte bei Frauen später auf, vermutlich wegen des Schutzes durch Östrogene. Wenn sie früher bertoffen sind, liegt möglicherweise ein besonders aggressives Krankheitsbild vor.

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Hauptstammstenose. Gleiches Bild, unterschiedliche Symptome?

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