_ In Hausarztpraxen lassen sich Antibiotikaverordnungen reduzieren, ohne dass Krankheitskomplikationen zunehmen. Dies zeigte eine kontrollierte Studie in 68 Hausarztpraxen. Die Ärzte von 34 Praxen absolvierten das Fortbildungsprogramm STAR (Stemming the Tide of Antibiotic Resistance), mit dem eine Überprüfung und ggf. Veränderung des Verordnungsverhaltens angestoßen werden soll. Das Programm beinhaltet u. a. Falldiskussionen, Informationen über Antibiotikaresistenzen und Tipps für die Beratung der Patienten (www.stemmingthetide.org).

Im Jahr nach dieser Fortbildung verschrieben die Ärzte seltener orale Antibiotika als im Vorjahr, im Schnitt waren es pro 1000 Patienten 14,1 Rezepte weniger. Dagegen wurden in den 34 Praxen der Kontrollgruppe sogar 12,1 Rezepte mehr ausgestellt als zuvor. Damit hatten die STAR-Ärzte ihre Antibiotikaverordnungen im Vergleich zu den Kontrollärzten signifikant um 4,2% vermindert.

Trotzdem wurden die Patienten der STAR-Praxen nicht öfter in ein Krankenhaus eingeliefert als die Patienten der Kontrollpraxen. Auch Wiedervorstellungen in der Praxis innerhalb von einer Woche nahmen nicht zu. Erwartungsgemäß lagen die Ausgaben für Antibiotika in der Interventionsgruppe niedriger (um 5,5%) als in der Vergleichsgruppe.

Die Autoren betonen die Notwendigkeit, unnötige Antibiotikaverordnungen in der Primärversorgung einzudämmen. Nach wie vor würden viele Rezepte in Indikationen mit fraglichem Nutzen ausgestellt, etwa bei Bronchitis, Otitis media oder Sinusitis. Bei antibiotisch behandelten Patienten bleibt das Risiko, Träger von resistenten Keimen zu sein, nachweislich bis zu zwölf Monate lang erhöht—und damit auch das Risiko für ein Therapieversagen und die Ausbreitung von Resistenzen.