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Prof. Dr. med. H.-C. Diener Klinik für Neurologie, Universitätsklinik Essen

_ In einer prospektiven, multizentrischen, doppelblinden, randomisierten, kontrollierten Studie aus Norwegen wurden zwischen Oktober 2005 und Februar 2009 461 Patienten gescreent, die seit mehr als zwölf Wochen unter chronischen lumboradikulären Schmerzen litten. Davon wurden 133 Patienten randomisiert und in drei Gruppen eingeteilt: Die erste Gruppe erhielt eine subkutane Scheininjektion von 2 ml Kochsalzlösung, die zweite Gruppe eine kaudale epidurale Injektion von 30 ml Kochsalzlösung und die dritte Gruppe eine kaudale epidurale Injektion von 40 mg Triamcinolon.

Die Injektionen wurden zweimal im Abstand von zwei Wochen durchgeführt. 40 Patienten fanden sich in der Scheininjektionsgruppe, 39 in der Kochsalzlösungsgruppe und 37 in der Steroidgruppe. Die mittlere Dauer der Krankschreibung aufgrund der Beschwerden betrug zwischen 14 und 21 Wochen. Die MRT zeigte bei zwei Drittel der Patienten eine Bandscheibenprotrusion.

Weder für den primären Endpunkt noch für die sekundären Endpunkte ergab sich nach sechs, zwölf und 52 Wochen ein Unterschied zwischen den drei Behandlungsgruppen. Epidurale Kortisoninjektionen sind also bei chronisch lumboradikulären Schmerzen nicht wirksam.

Kommentar

Es ist ein großer Verdienst der Arbeitsgruppe aus Norwegen, zu dieser schmerztherapeutisch sehr umstrittenen Fragestellung jetzt eine vernünftige randomisierte und placebokontrollierte Studie durchgeführt zu haben. In früheren Studien war immer wieder kritisiert worden, dass nicht völlig ausgeschlossen werden kann, dass die Injektionen von 20 ml physiologischer Kochsalzlösung eine biologische Wirkung haben könnten. Daher haben die Autoren in der vorliegenden Studie richtigerweise auch eine Gruppe mit Scheininjektionen untersucht. Insgesamt zeigt die Studie, dass ganz offenbar der Spontanverlauf dieser Beschwerden relativ gut ist, und dass epidurale Kortisoninjektionen keinen therapeutischen Effekt haben.