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Prof. Dr. med. H. Holzgrev Internist, Kardiologische Praxis, München

_ Die Studie erfolgte auf den neun Intensivstationen der Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf. Innerhalb von sechs Monaten starben 285 Patienten. In 47 Fällen erlaubten die Angehörigen sowohl eine konventionelle Autopsie als auch eine postmortale Computertomografie (virtuelle Autopsie).

Von den 196 klinischen Diagnosen zu Lebzeiten konnten 173 (88%) durch die virtuelle, 183 (93%) durch die konventionelle Autopsie bestätigt werden.

Es gab 14 neue, klinisch bedeutsame Diagnosen: Zehn wurden durch beide Methoden entdeckt, vier nur durch die konventionelle Autopsie, nämlich zwei Lungenembolien, eine alveoläre Proteinose und eine septische Kniegelenksarthritis (außerhalb des CT-Areals). Von 88 weiteren Nebendiagnosen wurden 26 durch beide Methoden, 27 nur durch virtuelle und 35 nur durch konventionelle Autopsie entdeckt. Bei der Computertomografie werden vor allem Karzinome, Thrombosen, Lungenembolien und Myokardinfarkte, bei der konventionellen Autopsie vor allem Frakturen, Pleura- und Perikardergüsse, Pneumothoraces und Fremdkörper übersehen.

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Ein CT deckt Diagnosen auf, die selbst der Autopsie entgehen.

© Hank Frentz / shutterstock.com

Kommentar

Zusammenfassend werden durch beide Methoden 88% aller klinischen Diagnosen bestätigt und eine nennenswerte Zahl neuer Diagnosen entdeckt. Die virtuelle Autopsie bestätigt nicht alle Diagnosen, entdeckt aber auch bislang unbekannte Erkrankungen. Sie eignet sich besonders gut für Todesfälle durch Trauma oder Schussverletzungen. Andererseits schwächelt das CT bei kardiovaskulären Komplikationen wie Herzinfarkt und KHK und — anders als bei Patienten mit intaktem Kreislauf — bei Lungenembolien.

Man könnte Computertomografen in der Pathologie installieren, um virtuelle und konventionelle Autopsie durch Kombination zu optimieren und um das CT als Alternative zu haben, wenn Angehörige eine medizinische Autopsie ablehnen. Kliniken ohne eigene Pathologie könnten auf die virtuelle Autopsie ausweichen.