Bei der Entscheidung, die Erhaltungstherapie der chronisch inflammatorischen demyelinisierenden Polyneuropathie (CIDP) von intravenösen (IVIg) auf subkutane Immunglobuline (SCIg) umzustellen, sollten medizinische Kriterien sowie die Präferenzen der Patientinnen und Patienten berücksichtigt werden.

Seit 2018 gibt es mit SCIg (Hizentra®) eine effektive Alternative zur CIDP-Erhaltungstherapie mit IVIg. Daraus resultiert laut Prof. Dr. Fabian Klostermann, Neurologische Hochschulambulanz, Charité Berlin, Campus Benjamin Franklin, die Frage, wann eine Umstellung von IVIg (1 g/kg Körpergewicht alle drei Wochen) auf SCIg (0,2-0,4 g/kg Körpergewicht pro Woche) sinnvoll ist.

Medizinische Argumente für eine Umstellung sind zum Beispiel problematische Venenverhältnisse, Wearing-Off-Phänomene trotz hochfrequenter IVIg-Zyklen oder beeinträchtigende systemische Nebenwirkungen der IVIg (wie Kopfschmerzen oder Pyrexie). Unter SCIg treten laut Klostermann fast ausschließlich lokale Nebenwirkungen auf. Viele Patientinnen und Patienten wünschen sich eine größere Unabhängigkeit von festen Terminen in Klinik oder Praxis oder eine bessere berufliche Vereinbarkeit mit der Behandlung.

Als Voraussetzungen für eine Umstellung nannte Klostermann Adhärenz und Verlässlichkeit sowie Mindestanforderungen an kognitive und sensomotorische Fähigkeiten.

Obwohl für SCIg einige Vorteile sprechen, entschieden sich in einer Studie circa 60 % der Befragten für eine Beibehaltung der IVIg-Erhaltungstherapie, am häufigsten, so Klostermann, aufgrund der Unsicherheit, mit der Umstellung möglicherweise eine klinische Verschlechterung zu riskieren [Gingele et al. Ther Adv Neurol Disord. 2021: 14: 1-7].

Bei der Umstellung sollte die SCIg-Dosis aus der letzten IVIg-Dosis durch Umrechnung auf eine wöchentliche Gabe ermittelt werden [Fachinformation Hizentra®, Stand: November 2021]. Die SCIg-Erstgabe sollte eine Woche nach dem letzten IVIg-Zyklus erfolgen, um einen Spiegelabfall zu vermeiden. In der anschließenden Titrationsphase könne die SCIg-Dosierung gegebenenfalls entsprechend der klinischen Entwicklung angepasst werden. Bei Bedarf sei eine zusätzliche IVIg-Infusion möglich.

Nach Angabe von Klostermann führen SCIg häufig zu einer hohen Therapiezufriedenheit - in einer Studie bei 88 % der Patientinnen und Patienten, die sich für eine Umstellung auf SCIg entschieden hatten [Gingele et al. Ther Adv Neurol Disord 2021: 14: 1-7]. ,

Symposium „Immunvermittelte Polyneuropathie - CIDP-Therapie, die unter die Haut geht“ im Rahmen der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN), 9.11.2023, Berlin; Veranstalter: CSL Behring