Fragestellung: Die Autoren prüften in diesem Review mit Metaanalyse, ob Patienten mit Parkinsonkrankheit vermehrt Suizidgedanken und Suizidverhalten aufweisen.

Hintergrund: Im Alter nimmt das Suizidrisiko ständig zu, da ältere Menschen mit Krankheiten Probleme haben, adäquate medizinische Hilfe zu erhalten und mit psychosozialen Herausforderungen konfrontiert werden. Eine besonders vulnerable Gruppe sind dabei Patienten, die an einer chronischen neurologischen Erkrankung leiden. Ein Beispiel dafür ist die Parkinsonkrankheit, bei der viele Patienten neben motorischen Störungen auch eine depressive Stimmungslage aufweisen. Dazu kommen Müdigkeit und Ängste, die bei insgesamt 30-50 % aller Parkinsonkranken auftreten.

In dieser Studie sollte geprüft werden, ob Parkinsonpatienten passiv (Wunsch zu sterben, aber ohne aktive Maßnahmen) oder/und aktiv (mit Planung eines Suizids) Suizidgedanken hegen. Wichtig ist in diesem Kontext, dass die Selbstmordgefahr von den behandelnden Ärzten und dem privaten Umfeld häufig nicht wahrgenommen werden.

In der Literatur gibt es sehr widersprüchliche Aussagen zu der Frage, ob bei Patienten mit einer Parkinsonerkrankung ein erhöhtes Risiko für Suizidgedanken und durchgeführte Suizide besteht.

Patienten und Methodik: In die Metaanalyse wurden Querschnittsstudien, Fall-Kontroll-Studien und Kohortenstudien einbezogen, die bei Parkinsonpatienten Suizidgedanken und/oder suizidales Verhalten untersucht hatten. Studien, die ausschließlich Parkinsonpatienten nach tiefer Hirnstimulation eingeschlossen hatten, wurden nicht aufgenommen. Insgesamt wurden 28 geeignete Publikationen identifiziert.

Ergebnisse: In die finale Analyse wurden die Daten von 505.950 Patienten eingeschlossen. Die aus 21 Studien mit insgesamt 423.148 Teilnehmern (inklusive Nichtparkinsonkontrollen) ermittelte Suizidprävalenz betrug für die Parkinsonpatienten 1,25 %. Die Prävalenz von Suizidgedanken wurde aus 14 Studien ermittelt und betrug 22,2 %. In prospektiven Studien war die Suizidrate mit 1,75 % deutlich höher als in retrospektiven Studien mit 0,50 %.

Die Odds Ratio an suizidalem Verhalten wurde aus zehn Studien gepoolt und war signifikant erhöht. Die Hazard Ratio des Suizidverhaltens wurde in neun Studien analysiert und war ebenfalls signifikant erhöht.

Auch im Vergleich mit anderen, nicht neurologischen Erkrankungen zeigten Patienten mit einer Parkinsonerkrankung höhere Raten von Suizidgedanken und durchgeführten Suiziden. Dies kann unter anderem durch Risikofaktoren wie hohes Alter, Leben mit einer chronischen Erkrankung und Beeinträchtigungen von Mobilität und Funktionalität erklärt werden.

Aus der analysierten Literatur gewannen die Autoren zusätzlich die Erkenntnis, dass insbesondere das Vorhandensein einer depressiven Stimmungslage - wie man es bei Parkinsonpatienten sehr häufig findet - das größere Risiko für Suizidgedanken und Suizidverhalten erklärt. Weitere Risikofaktoren waren Schlafstörungen und das Gefühl der Hoffnungslosigkeit, beides Faktoren, die ebenfalls bei der Parkinsonerkrankung überdurchschnittlich häufig sind.

Starke Schwankungen der motorischen und nicht motorischen Symptome stellen offensichtlich ebenfalls einen Risikofaktor bezüglich Suizidgedanken und -verhalten dar.

Ein weiteres wichtiges Ergebnis war die Feststellung, dass Suizidalität bei Parkinsonerkrankten häufig übersehen wird.

Schlussfolgerungen: Diese Metaanalyse aus 28 Studien zeigte eine erhöhte Prävalenz von Suizidgedanken und Suizidverhalten bei Patienten mit einer Parkinsonkrankheit.

Mai AS, Chao Y, Siao B et al. Risk of suicidal ideation and behavior in individuals with parkinson disease. JAMA Neurology. 2024; 81: 10-8