Fragestellung: Die Studie untersuchte die Wirkung von kognitiver Verhaltenstherapie (KVT) auf schwere Fatigue nach COVID-19.

Hintergrund: Die Fatigue ist eine der häufigsten postakuten Folgeerscheinungen nach COVID-19. Nach aktuellem Wissenstand gibt es auch Hinweise auf chronische Verläufe. Im Zusammenhang mit anderen Infektionen oder Langzeiterkrankungen wurde bereits festgestellt, dass durch KVT Faktoren, die eine Fatigue aufrechterhalten, kurzfristig reduziert und das körperliche und psychosoziale Funktionsniveau teilweise verbessert werden können. Mögliche Effekte der KVT auf die postinfektiöse Fatigue nach COVID-19 wurden bislang nicht untersucht.

Patienten und Methodik: Die multizentrische randomisierte kontrollierte Studie schloss 114 Patienten mit schwerer Fatigue mit einem Wert von ≥ 35 auf der Checklist Individual Strength-Fatigue (CIS) mit Symptombeginn unmittelbar nach einer labortechnisch nachgewiesenen symptomatischen COVID-19-Infektion ein, die zum Zeitpunkt der Studie drei bis zwölf Monate zurück lag. Die Teilnehmenden wurden randomisiert einer Gruppe mit KVT oder mit üblicher Behandlung (Care as usual, CAU) zugeteilt. Die 17-wöchige KVT basierte auf bereits bestehenden KVT-Protokollen zur Behandlung von Fatigue und legte einen Schwerpunkt auf die Reduktion Fatigue aufrechterhaltender Faktoren, zum Beispiel gestörter Schlaf-Wach-Rhythmus, niedriges Aktivitätsniveau, geringe soziale Unterstützung, dysfunktionale Kognitionen und Ängste in Bezug auf COVID-19. Die Therapie erfolgte über eine Online-Plattform mit Behandlungsmodulen, Videosprechstunden, Emails und/oder direkten Kontakten. Beide Gruppen durften andere psychotherapeutische oder medizinische Maßnahmen zur Symptomlinderung frei nutzen. Unmittelbar nach Behandlungsende sowie nach sechs Monaten wurde die Symptomatik mittels CIS erhoben.

Ergebnisse: Die Mehrzahl der Patienten war im Rahmen ihrer COVID-19-Erkrankung nicht stationär behandelt worden. Im Gesamtgruppenvergleich über die Messzeitpunkte hinweg kam es in der KVT-Gruppe zu einer um 8,8 Punkte stärkeren Reduktion im CIS (95 %-Konfidenzintervall [KI] -11,9 bis -5,8; p < 0,01). Unmittelbar nach der Behandlung lag der Mittelwertunterschied zwischen den Gruppen bei -9.3 (95 %-KI -13,3 bis -5,3; p < 0,001), nach sechs Monaten bei -8,4 (95 %-KI -13,1 bis -3,7; p < 0,001). Als sekundäre Endpunkte ergaben sich zudem Hinweise auf eine Überlegenheit der KVT gegenüber CAU hinsichtlich des körperlichen und psychosozialen Funktionsniveaus, der somatischen Symptomschwere und Konzentrationsstörungen.

Schlussfolgerungen: KVT kann positive Effekte auf die postinfektiöse schwere Fatigue bei Patienten mit nicht stationär behandelter COVID-19-Erkrankung haben, die auch nach sechs Monaten noch nachweisbar sind.

Kuut TA, Müller F, Csorba I et al. Efficacy of cognitive-behavioral therapy targeting severe fatigue following coronavirus disease 2019: Results of a randomized controlled trial. Clin Infect Dis. 2023; 77: 687-95