Long-Acting Injectable Antipsychotics (LAI), früher als Depotneuroleptika bezeichnet, spielen eine wichtige Rolle bei der Behandlung der Schizophrenie. Besonders bei unzureichender Therapietreue sprechen Patientinnen und Patienten häufiger und länger auf LAI an als auf orale Antipsychotika.

Mit LAI behandelte Psychosebetroffene haben laut Prof. Stephan Heres, Psychiatrie, Chefarzt des kbo Isar-Amper-Klinikums München, ein nachweislich niedrigeres Risiko für Rezidive, Rehospitalisierung und Mortalität. Besonders bei unzureichender Therapieadhärenz oder dem vorzeitigen Absetzen, so Heres, verließen die Wirkstoffkonzentrationen bei oraler Gabe schnell den therapeutischen Bereich.

Dr. Eric Snoeck, Firma Luccio, Antwerpen, Belgien, präsentierte die Daten einer pharmakokinetischen Simulation, die eine Behandlung mit Risperidon In-situ-microimplants (ISM®), einem LAI, mit der oralen Risperidonbehandlung bei unterschiedlichen Adhärenzgraden verglich. Als Zielparameter diente eine Dopamin-D2-Rezeptorbesetzung (D2RO) von mehr als 65 %, die Snoeck zufolge mit einer klinischen Ansprechrate von rund 80 % assoziiert ist. Laut der Simulation sorgen 100 mg Risperidon ISM® und Risperidon 4 mg/d bei guter Adhärenz der Patientinnen und Patienten über einen vergleichbar großen Teil der Behandlungszeit für eine D2RO von mehr als 65 %. Bei mittlerer oder schlechter Adhärenz war die orale Behandlung unterlegen [Snoeck E et al. ECNP 2023, Poster P0245].

Für den möglichst frühzeitigen Wechsel zu LAI spricht Heres zufolge eine aktuelle US-amerikanische Studie [Correll CU et al. Schizophrenia (Heidelb). 2023; 9(1):9]. Darin wurden retrospektiv unterschiedliche Therapiestrategien anhand der Registerdaten von insgesamt 13.444 an Schizophrenie erkrankten Erwachsenen verglichen. Kohorte 1 war trotz guter Adhärenz und ohne eine in der Vorgeschichte bestehende Einweisung in eine Notaufnahme oder eine stationäre Behandlung von oralen Antipsychotika auf LAI umgestellt worden. Im Vergleich zu den Kohorten, bei denen erst nach fehlender Adhärenz (Kohorte 2), nach einer Noteinweisung oder Hospitalisierung (Kohorte 3) oder nach zwei oder mehr Noteinweisungen oder Hospitalisierungen (Kohorte 4) auf LAI umgestellt worden war, hatten die Patientinnen und Patienten, die Kohorte 1 zugeordnet waren, signifikant weniger Tage im Krankenhaus verbracht und waren signifikant seltener in eine Notaufnahme eingewiesen worden (p < 0,01). In Kohorte 2 wurden niedrigere Notfall- und Hospitalisierungsraten dokumentiert als in den Kohorten 3 und 4.

Industriesymposium „From Hospital to Home: How can innovations in long-acting injectable antipsychotics shape schizophrenia treatment?”, Kongress des European College of Neuropsychopharmacology (ECNP), Barcelona, 7.10.2023. Veranstalter: Rovi