Dass ein bidirektionaler Zusammenhang zwischen Schmerzen und Schlafstörungen existiert, ist gut belegt. Allerdings waren die Einschlusskriterien vieler bisheriger Studien zu dieser Problematik unscharf, und etliche Fragen bleiben offen.

„Schlafprobleme sind bei Menschen mit chronischen Schmerzen sehr häufig,“ erklärte Nils Runge, Faculty of Physical Education and Physical Therapy, Universität Brüssel, Belgien. Runge berichtete über eine systematische Metaanalyse, die prospektive bidirektionale Assoziationen zwischen schlafbezogenen Beschwerden und chronischen muskuloskelettalen Schmerzen anhand von 17 Kohortenstudien evaluierte [Santos M et al. Rheumatology (Oxford). 2023;62:2951-62]. Die Studie zeigte, dass die zu Beginn des Beobachtungszeitraums von Schlafproblemen Betroffenen im weiteren Verlauf - verglichen mit den Personen ohne Schlafprobleme - eine 1,79-fach höhere Inzidenz und eine 2,04-fach höhere Persistenz muskuloskelettaler Schmerzen aufwiesen. Wer zu Beginn des Beobachtungszeitraums unter muskuloskelettalen Schmerzen litt, hatte ein 2,02-fach erhöhtes Risiko, im weiteren Verlauf Schlafprobleme zu bekommen. Laut Runge ist die Aussagekraft der Metaanalyse jedoch begrenzt, unter anderem durch die hohe Heterogenität der Studien, etwa was die Kriterien für Schlafprobleme anbelangt.

Welche Mediatoren zwischen Schlafstörungen und Schmerz wirken, ist Runge zufolge noch weitgehend unklar. US-amerikanische Forschende führten eine Studie an 184 Kriegsveteranen durch, die unter chronischen Schmerzen litten [Wilson M et al. Mil Med. 2022;188:e2189-96]. Mit im Schnitt 6,5 Stunden war die Schlafdauer bei den meisten Probanden reduziert. Der durchschnittliche Wert auf dem PROMIS-Schlafstörungsscore lag bei 59, das heißt, die subjektive Schlafqualität war im Vergleich zum Bevölkerungsdurchschnitt vermindert. Die mittlere Schmerzintensität laut Numerischer Ratingskala betrug 5,7 ± 1,7. Zwischen subjektiver Schlafqualität und Schmerzintensität zeigte sich eine signifikante Korrelation, bei der sich das Merkmal Schmerzkatastrophisierung als einziger Mediator erwies.

Laut Runge sind weitere Studien zum Zusammenhang von Schmerz und Schlafstörungen nötig - etwa um zu klären, warum die kognitive Verhaltenstherapie für Insomnie bei chronischen Schmerzen zwar moderate bis große Effekte auf die subjektive Schlafqualität und moderate Effekte auf depressive Symptome hat, aber nur kleine Effekte auf den Schmerz [Selvanathan J et al. Int Anesthesiol Clin. 2022;60:27-34].

Deutscher Schmerzkongress, Mannheim, 19.-21.10.2023, Session SY34: „Der Nocebo-Effekt - das kleine Geschwisterkind vom Placebo-Effekt oder Treiber von Schmerzen?“. Runge N: „Schlaflos durch den Schmerz - Insomnie bei chronischen Schmerzen“