Fragestellung: Hat bei Müttern mit Epilepsie eine Therapie mit modernen Antikonvulsiva Auswirkungen auf die kognitiven Funktionen der Kinder im dritten Lebensjahr?

Hintergrund: Es ist das Verdienst von Kim Meador und seinen Kolleginnen und Kollegen, dass in großen Patientenkohorten die Auswirkung antikonvulsiver Substanzen im Mutterleib in zahlreichen Arbeiten untersucht werden.

Patienten und Methodik: In der vorliegenden Untersuchung geht es um die Kognition von dreijährigen Kindern (gemessen mit einem verbalen Index), die bei epilepsiekranken und nicht epilepsiekranken Müttern während der Schwangerschaft moderneren Antikonvulsiva ausgesetzt waren. Speziell sollte geprüft werden, ob die Erkrankung der Mutter (Epilepsie/keine Epilepsie) eine Rolle spielt. Ein zweiter Aspekt war die Analyse der Blutkonzentration der Antikonvulsiva im dritten Trimenon in Relation zum verbalen (kognitiven) Leistungsvermögen der Kinder von Müttern mit Epilepsie. Die große Zahl der eingesetzten Antikonvulsiva einschließlich der Variante Monotherapie versus Polytherapie war so komplex, dass sie als Störgröße nicht berücksichtigt werden konnte.

Ergebnisse: Das Autorenteam kommt zu dem Schluss, dass die Erkrankung Epilepsie an sich keinen Unterschied ausmacht. Einen Einfluss hatten jedoch der Intelligenzquotient der Mütter sowie deren Ausbildungsstatus, das Geschlecht der Kinder und deren Ethnie. Keinen Einfluss hatte die maximale Blutkonzentration der Antikonvulsiva im dritten Trimenon. Außerdem wirkte sich postpartale Ängstlichkeit der Mütter negativ auf das verbale (kognitive) Leistungsvermögen aus.

Schlussfolgerungen: Eine Therapie mit modernen Antikonvulsiva während der Schwangerschaft hat keine Auswirkungen auf die kognitiven Funktionen der Kinder im dritten Lebensjahr.

Meador KJ, Cohen MJ, Loring DW et al. Cognitive outcomes at age 3 years in children with fetal exposure to antiseizure medications (MONEAD study) in the USA: a prospective, observational cohort study. Lancet Neurol. 2023; 22: 712-22