Kardiale Amyloidosen repräsentieren eine Gruppe von schwerwiegenden, progredienten Erkrankungen, die zu einer extrazellulären Ablagerung von Amyloidfibrillen führen. Mehr als 98 % der derzeit diagnostizierten kardialen Amyloidoseerkrankungen werden auf eine monoklonale Gammopathie (AL-Amyloidosen) oder Transthyretin(TTR-)Amyloidosen zurückgeführt. Letztere sind entweder hereditär bedingt (ATTRv) oder erworben (ATTRwt) [Garcia-Pavia P et al. Eur J Heart Fail. 2021;23:512-26].

Bei bislang mindestens 140 verschiedenen bekannten TTR-Mutationen kommt es je nach zugrunde liegender Mutation zu einem klinisch eher neuropathisch oder kardial betonten beziehungsweise kardial-neuropathisch gemischten Phänotyp. Wegen der Komplexität der Diagnose und der differenzialtherapeutischen Konsequenzen sei bei Verdacht auf eine ATTRv-Amyloidose die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit der Neurologie obligatorisch, so Dr. Fabiola Escolano Lozano und Dr. Sebastian Göbel, beide von der Universitätsmedizin Mainz. Eine ATTRwt-Amyloidose könne häufig nicht allein anhand von morphologischen Kriterien von einer ATTRv-Amyloidose abgegrenzt werden und mache stets auch eine Mutationsanalyse erforderlich. Als wichtiger klinischer Hinweis gilt das bilaterale Karpaltunnelsyndrom, das einer kardialen oder neurologischen Manifestation schon um Jahre vorausgehen kann [Carroll A et al. J Neurol Neurosurg Psychiatry. 2022;93:668-78].

Derzeit umfasst die Gruppe der Gene-Silencer drei zugelassene Substanzen, die für die Behandlung der hereditären TTR bei Erwachsenen mit einer Polyneuropathie der Stadien 1 oder 2 indiziert sind. Davon gehören zwei der Gruppe der Small-Interfering-Ribonukleinsäuren (siRNA) an, bei der dritten Substanz handelt es sich um ein Antisense-Oligonukleotid. Gene-Silencer könnten nicht nur die Synthese und Ablagerung des amyloidogenen Proteins verhindern, sondern möglicherweise auch zur Rückbildung bisheriger Ablagerungen führen, erklärte Prof. Dr. Bernhard Unsöld, Regensburg.

Mit der subkutan zu applizierenden siRNA Vutrisiran (Amvuttra®) betrug die mittlere Reduktion des TTR-Serumspiegels nach neun- beziehungsweise 18-monatiger Behandlung 83 % beziehungsweise 88 %. Unabhängig vom Genotyp, der Vortherapie mit TTR-Stabilisatoren sowie dem Gewicht, Geschlecht, Alter oder der ethnischen Zugehörigkeit wurden jeweils ähnliche TTR-Reduktionen erzielt [Fachinformation Amvuttra, Januar 2023]. Dabei zeigten sich neurologische Funktionen im Vergleich zu Placebo nicht nur in ihrer Progression gebremst, sondern sie haben sich auch signifikant verbessert (p < 0,0001) [Adams D et al. Amyloid. 2023;30:1-9]. Da positive Effekte auf eine kardiale Beteiligung beobachtet wurden, wird Vutrisiran derzeit auch bei Patientinnen und Patienten mit TTR-Amyloidose mit Kardiomyopathie (ATTR-CM) evaluiert.

Symposium "Kardiale Amyloidose - Der interdisziplinäre Ansatz ist der Schlüssel zum Erfolg" bei der 89. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) am 14.4.2023 in Mannheim. Veranstalter: Alnylam