Ofatumumab gehört zu den stärker wirksamen Substanzen in der Behandlung der Multiplen Sklerose (MS). Ergebnisse der Langzeitstudie ALITHIOS verdeutlichen, dass auch für den Einsatz des Antikörpers gilt: je früher, desto effektiver.

Menschen mit Multipler Sklerose und großer Wahrscheinlichkeit für einen hochaktiven Verlauf sollten von Anfang an hochwirksam behandelt werden - so empfiehlt es inzwischen auch die aktualisierte Leitlinie [S2k-Leitlinie "Diagnose und Therapie der Multiplen Sklerose, Neuromyelitis-optica-Spektrum-Erkrankungen und MOG-IgG-assoziierten Erkrankungen". AMWF-Registernummer: 030/050]. "Die Krankheit schreitet schon im jungen Alter schubunabhängig voran", kommentierte Dr. Daniela Rau, niedergelassene Neurologin aus Ulm, diese Entwicklung auf einer Veranstaltung von Novartis. Wer früh auf hocheffiziente Substanzen setze, könne Schubrate und Behinderungsprogression seiner Patientinnen und Patienten reduzieren, so die Expertin.

Die schubförmige MS (relapsing multiple sclerosis, RMS) kann unter anderem mit Ofatumumab (Kesimpta®) verlaufsmodifizierend behandelt werden. Der Anti-CD20-Antikörper verzögerte im Vergleich zu Teriflunomid die schubunabhängige Progression um 56 % in den zwei Zulassungsstudien ASCLEPIOS I und II [Gärtner J et al. Mult Scler. 2022;28(10):1562-75]. In der offenen Langzeitstudie ALITHIOS wurden nun insgesamt knapp 2.000 Teilnehmende aus ASCLEPIOS I/II sowie zwei weiteren Phase-II-Studien über dreieinhalb Jahre beobachtet. Über 90 % wiesen im vierten Jahr keine Krankheitsaktivität [Hauser SL et al. ePoster LB62, EAN 2020] sowie eine statistisch signifikant reduzierte relative Behinderungsprogression auf [Hauser SL et al. N Engl J Med. 2020;383:546-57]. Die Effekte waren insbesondere bei denjenigen groß, die von Anfang an auf Ofatumumab eingestellt wurden. Wechselten Personen im Verlauf von Teriflunomid auf den Antikörper, sank die Progression zwar ebenfalls, aber nicht genauso stark. "Vor allem Therapienaive profitieren von der Substanz", fasste Prof. Dr. Martin Berghoff, neurologischer Oberarzt an der Universitätsklinik Gießen, die Ergebnisse zusammen. Das Sicherheitsprofil blieb auch nach dreieinhalb Jahren unverändert: Es traten weder opportunistische Infektionen noch eine progrediente multifokale Leukenzephalopathie (PML) auf; das IgG-Niveau blieb stabil [Hauser SL et al. Mult Scler. 2022;28(10):1576-90].

Ofatumumab wird subkutan durch die Behandelnden oder MS-Erkrankten selbst verabreicht. Wichtig sei es, so Rau, auf die reversible febrile Reaktion zu Beginn der Therapie hinzuweisen. Wechsle der Patient oder die Patientin auf den Antikörper, sollten das PML-Risiko evaluiert und das Auswaschfenster der zuvor eingenommenen Substanz beachtet werden. Eine Schwangerschaft sollte vor Therapiebeginn ausgeschlossen werden; bei hochaktiver MS können Behandelnde laut Leitlinie unter Risiko-Nutzen-Abwägung Ofatumumab in der Schwangerschaft weitergeben.

Digitales Pressegespräch "AAN-Update Ofatumumab - von der Forschung in die Praxis", 3.5.2023, Novartis Virtual Campus; Veranstalter: Novartis