Fragestellung: Wie effizient ist eine Web-basierte Befragung für die Diagnose und eine anschließend angestrebte spezifische Behandlung von Rezidiven eines benignen peripheren paroxysmalen Lagerungsschwindels (BPPV) im Vergleich zur nochmaligen Anwendung des initial durchgeführten Befreiungsmanövers?

Hintergrund: Mit einer Lebenszeitprävalenz vom mindestens 2,5 % ist der BPPV die häufigste periphere vestibuläre Erkrankung. Im Langzeitverlauf kommt es kumulativ bei etwa der Hälfte der Patienten zu einem Rezidiv. Dieses geht in den meisten Fällen vom selben Bogengang aus, kann seinen Ursprung aber auch in einem anderen der drei Bogengänge oder im anderen Labyrinth haben. Die Voraussetzung für eine spezifische Therapie ist die Identifizierung der betroffenen Seite, des betroffenen Kanals und des Mechanismus (Kanalolithiasis oder Kupulolithiasis).

Patienten und Methodik: Patienten mit bekanntem BPPV (aller drei Kanäle) wurden 1 : 1 randomisiert zwei Gruppen zugeordnet. Die erste Gruppe (Therapiegruppe) füllte bei erneutem Auftreten der Beschwerden einen Web-basierten Fragebogen aus, der zu einer Diagnosestellung genutzt wurde und erhielt anschließend eine videobasierte Anleitung zur Durchführung des entsprechenden Befreiungsmanövers. Die zweite Gruppe (Kontrollgruppe) führte bei erneutem Auftreten der Beschwerden die gleichen Übungen wie bei der ersten Episode aus - ebenfalls videobasiert.

Der primäre Endpunkt war die vom Patienten selbst berichtete Beschwerdefreiheit. Sekundäre Endpunkte waren Schwierigkeiten bei der Verwendung des Programms beziehungsweise die Zuhilfenahme einer externen Unterstüztung sowie unerwünschte Ereignisse wie zum Beispiel Stürze. Es erfolgten sowohl eine Intention-to-treat-(ITT-) als auch eine Per-protocol-(PP-)Analyse.

Ergebnisse: Insgesamt wurden 585 Patienten mit der Diagnose eines BPPV in die Studie eingeschlossen. 292 Patienten wurden der Therapiegruppe und 293 der Kontrollgruppe zugeordnet. In beiden Gruppen zusammen kam es bei 128 Patienten (21,9 %) zu einem Rezidiv des BPPV (58 in der Therapiegruppe und 70 in der Kontrollgruppe). 109 dieser insgesamt 128 Patienten (85,2 %) nutzten das Web-basierte System erfolgreich. Die ITT-Analyse ergab, dass 42 der 58 Patienten (72,4 %) der Therapie- und 30 der 70 Patienten (42,9 %) der Kontrollgruppe nach den Therapiemanövern Beschwerdefreiheit angaben (95 %-Konfidenzintervall 0,13-0,46; p < 0,001).

Schlussfolgerungen: Die Autoren folgern, dass dieses Web-basierte System die Behandlung eines BPPV-Rezidivs verbessert und eine Rolle für die telemedizinische Versorgung von Patienten mit BPPV innehat.

Kim HJ, Kim JS, Choi KD et al. Effect of self-treatment ofrecurrent benign paroxysmal positional vertigo: A randomized clinical trial. JAMA Neurol. 2023; 80: 244-50