Fragestellung: In dieser Studie wurde bei Kindern mit epileptischen Enzephalopathien und Entwicklungsverzögerung prospektiv und placebokontrolliert untersucht, ob Memantin den EEG-Befund bessert, eine Wirkung auf die Anfälle hat und die kognitive Funktion verbessert.

Hintergrund: Der NMDA-Antagonist Memantin, der zur Behandlung bei der Alzheimerdemenz zugelassen ist, könnte auch eine positive Wirkung bei verschiedenen pädiatrischen Hirnentwicklungssyndromen haben.

Patienten und Methodik: Die monozentrische, randomisierte, placebokontrollierte Studie im Cross-over-Design schloss Kinder (6-18 Jahre) mit einem Körpergewicht über 20 kg und der gesicherten Diagnose einer frühkindlichen epileptischen Enzephalopathie mit Entwicklungsverzögerung ein. Die Kinder wurden in zwei Gruppen randomisiert: Gruppe 1 erhielt zunächst Memantin für sechs Wochen und dann, nach einer Auswaschperiode von zwei Wochen, für sechs Wochen Placebo. Bei Gruppe 2 wurde umgekehrt verfahren. Die Gesamtstudiendauer betrug damit 14 Wochen. Die tägliche Memantindosis betrug 5 mg in der ersten, 10 mg in der zweiten und 15 mg ab der dritten Behandlungswoche. Erfasst wurden die Anfallsfrequenz, der neuropädiatrische klinische Befund, der EEG-Befund und neuropsychologische Untersuchungsergebnisse jeweils zu Beginn und nach den beiden Behandlungsperioden. Die Angehörigen gaben eine globale Beurteilung des Allgemeinzustandes ab. Primäre Zielvariable war die Häufigkeit von Respondern, definiert nach Erreichen von mindestens zwei der folgenden Therapieziele: Reduktion der Anfallsfrequenz um mindestens 50 %, Besserung des EEG-Befundes, Besserung nach Meinung der Betreuungspersonen, klare Verbesserung der neuropsychologischen Leistung.

Ergebnisse: Von ursprünglich 31 Patienten gingen 27 in die endgültige Auswertung ein. Davon wurden neun (33 %) als Memantin- und zwei (7 %) als Placeboresponder klassifiziert. EEG-Befund und Anfallsfrequenz waren unter Memantin bei acht, unter Placebo bei zwei Patienten gebessert. Die Betreuenden berichteten Verbesserungen unter Memantin bei zehn und unter Placebo bei sieben Patienten (nicht signifikant). Neuropsychologisch ergaben sich unter Memantin Verbesserungen bei Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung und Autismus.

Schlussfolgerungen: Den Autoren zufolge war die zusätzliche Gabe von Memantin in dieser Studie bei Kindern mit Entwicklungsverzögerung und epileptischer Enzephalopathie sicher und effektiv, da sowohl die Anfallskontrolle als auch kognitive Funktionen verbessert wurden.

Schiller K, Berrahmoune S, Dassi C et al. Randomized placebo-controlled crossover trial of memantine in children with epileptic encephalopathy. Brain. 2023; 146: 873-9