Fragestellung: Unterscheiden sich Menschen mit einer Erkrankung aus dem schizophrenen Formenkreis und früher Traumatisierung im Ansprechen auf Antipsychotika im Vergleich zu Menschen mit der Erkrankung ohne Traumatisierung?

Hintergrund: Traumata in der Kindheit (z. B. sexuelle Traumatisierung, Gewalterfahrung, Neglect) werden in Zusammenhang mit der Entstehung von Therapieresistenz bei Erkrankungen aus dem schizophrenen Formenkreis gebracht. Der Anteil von Traumata in der Kindheit bei Menschen mit einer Erkrankung aus dem schizophrenen Formenkreis wird mit rund 70 % angegeben. In Bezug auf das Ansprechen auf eine antipsychotische Behandlung vor Eintritt der Therapieresistenz ist wenig zu dem Effekt von Traumata in der Kindheit bekannt.

Patienten und Methodik: Es handelt sich um eine pragmatische Studie, die an vier europäischen Zentren durchgeführt wurde. Die Studienteilnehmer wurden auf eines der folgenden drei Antipsychotika randomisiert: Amisulprid (n = 37), Aripiprazol (n = 34) oder Olanzapin (n = 27). Die Dosierung wurde in Abstimmung der teilnehmenden Personen und des Studienpersonals innerhalb der jeweiligen Zulassungsdosierungen der einzelnen Substanzen festgelegt. Das Erleben von Traumata wurde mittels des Trauma Questionnaire Short-Form (CTQ-SF) und die Psychopathologie mittels der Positive and Negative Syndrome Skala (PANSS) evaluiert. Darüber hinaus wurden Depressivität, Alkohol- und Substanzgebrauch und die allgemeine Erkrankungsschwere untersucht. Es erfolgte eine Intention-to-Treat-Analyse.

Ergebnisse: Das Durchschnittsalter der Teilnehmenden lag bei 31 Jahren. 81,6 % akzeptierten die durch die Randomisierung zugeteilte Medikation. Die Dauer der unbehandelten Psychose wurde mit zwei Jahren angegeben. Insgesamt 56,1 % der Studienteilnehmer hatten eine Traumatisierung in der Kindheit erfahren. Keine Unterschiede zwischen den Gruppen wurden für den Gebrauch von Alkohol oder Drogen und der Psychopathologie (PANSS) zur Baseline gefunden. Die Traumata-Gruppe wies jedoch einen höheren Grad der Depression bei Baseline auf. Über den Zeitverlauf von 52 Wochen zeigte die Gruppe mit Traumatisierung eine geringere Reduktion auf der PANSS-Skala. Die Unterschiede wurden insbesondere nach 26 Wochen deutlich. Olanzapin war dabei das Medikament, das bei vorbestehender Traumatisierung am wenigsten wirksam war.

Schlussfolgerungen: Frühkindliche Traumatisierung kann zu einem verzögerten Wirkeintritt von Antipsychotika führen. Auch gibt es hier möglicherweise Unterschiede zwischen den verschiedenen Antipsychotika.

Mørkved N, Johnsen E, Kroken RA et al. 2022, Impact of childhood trauma on antipsychotic effectiveness in schizophrenia spectrum disorders: A prospective, pragmatic, semi-randomized trial. Schizophr Res. 2022; 246: 49-59