Eine kontinuierliche dopaminerge Therapie scheint beim idiopathischen Parkinsonsyndrom nicht nur motorische Wirkfluktuationen auszugleichen, sondern auch positive Effekte auf Schlafstörungen zu entfalten.

Schlafstörungen sind bei Parkinsonkranken laut Prof. Dr. Claudia Trenkwalder, Kompetenznetzwerk Parkinson und Bewegungsstörungen, Elena-Klinik Kassel, häufig und beeinträchtigen die Lebensqualität erheblich, sowohl bei den Patientinnen und Patienten als auch bei den Personen, die sie pflegen. Bei Letzteren sei die Schlafqualität ebenfalls eingeschränkt, wie eine systematische Metaanalyse kürzlich zeigte [Sprajcer M et al. BMJ Open. 2022;12:e062089]. Die Parkinsonkrankheit begünstige Schlafstörungen über unterschiedliche Mechanismen, erläuterte die Parkinsonexpertin. Neben Tag-Nacht-Rhythmusstörungen zähle dazu auch nächtliche Hypertonie mit konsekutiv hohen Urinmengen und ausgeprägter Nykturie. Auch Hypokinesen mit erhöhter Sturzgefahr beim Gang auf die Toilette sowie psychische Symptome stören die Nachtruhe.

Prof. Dr. Paul Lingor, Klinik und Poliklinik für Neurologie, TU München, sieht die Vermeidung nächtlicher Off-Phasen als Schlüssel zur erfolgreichen Therapie parkinsonbedingter Schlafstörungen. Eine kontinuierliche dopaminerge Behandlung mittels Pumpentherapie oder tiefer Hirnstimulation konnte Lingor zufolge die morgendliche Akinese nachweislich verbessern. Eine systematische Metaanalyse sei, so PD Dr. Inga Claus, Klinik für Neurologie mit Institut für Translationale Neurologie, Universitätsklinikum Münster, anhand von 17 offenen Studien zu dem Ergebnis gekommen, dass nicht-motorische Symptome einschließlich Schlafstörungen unter der Gabe von Levodopa-Carbidopa-Intestinalgel (LCIG) oft zurückgehen [Chaudhuri KR et al. J Parkinsons Dis. 2022;12:2071-83].

Eine Subgruppenanalyse der Anwendungsstudie COSMOS lieferte Hinweise darauf, dass LCIG, wenn es über 24 Stunden statt nur über 16 Stunden gegeben wird, besser auf einzelne motorische und nicht motorische Parkinsonsymptome wirkt, unter anderem auch auf nächtliche oder morgendliche Akinesie [Kovács N et al. Parkinsonism Relat Disord. 2022;105:139-44].

Zu der Frage, ob sich die kontinuierliche Gabe dopaminerger Substanzen tatsächlich positiv auf den Schlaf auswirkt, erwartet Lingor weitere Hinweise aus der derzeit laufenden europäischen Beobachtungsstudie ELEGANCE, die den Einfluss einer Levodopa-Entacapon-Carbidopa-Intestinalgel-Infusion (LECIG) unter anderem auf nicht motorische Symptome und lebensqualitätbezogene Parameter untersucht.

Industriesymposium "Parkinson schläft nicht - Symptomkontrolle Tag und Nacht", Onlinekongress "Parkinson und Bewegungsstörungen - Highlights digital", 16.3.2023; Veranstalter: AbbVie