Neuropsychiatrische Symptome treten bei fast 90 % der Patientinnen und Patienten mit Demenz auf. Sie verringern ihre Lebensqualität und die ihres Umfelds deutlich, sind bislang aber medikamentös kaum behandelbar. Als therapeutische Perspektive wurde im Rahmen der ZNS-Tage in Köln medizinisches Cannabis vorgestellt.

So hat eine israelische Arbeitsgruppe bei der Suche nach neuen Behandlungsoptionen zur Reduktion von Agitation, aggressivem Verhalten, Reizbarkeit und Schlafstörungen bei Patientinnen und Patienten mit Demenz erste Fortschritte erzielt. Denn Ergebnisse einer kleinen placebokontrollierten Doppelblindstudie deuten darauf hin, dass CBD-reiche Cannabis-Vollspektrumextrakte unter anderem demenzbedingte Agitiertheit lindern könnten [Hermush V et al. Front Med (Lausanne). 2022; 9:951889]. In die Studie eingeschlossen wurden 60 Patientinnen und Patienten im Alter von mindestens 60 Jahren mit diagnostizierter schwerer neurokognitiver Störung und damit verbundenen Verhaltensstörungen. Im Vorfeld wurde anhand des Cohen Mansfield Agitation Inventory Scores (CMAI) der Gesamtwert ihrer Agitiertheit ermittelt und als primärer Studienendpunkt eine Verringerung des CMAI um vier Punkte oder mehr bis Woche 16 definiert. Die Studienteilnehmenden erhielten über 16 Wochen im Verhältnis 2 : 1 entweder dreimal täglich ein Cannabis-Vollspektrumextrakt mit breitem Wirkspektrum (30 % Cannabidiol [CBD] und 1 % Tetrahydrocannabinol [THC]: 295 mg bzw. 12,5 mg pro ml; n = 40) oder ein Placebo-Öl (n = 20). 52 Patienten schlossen die Studie ab, alle Studienabbrüche betrafen die Verumgruppe. In dieser gingen die Schlafstörungen und die CMAI-Werte für Agitiertheit und Aggression gegenüber der Placebogruppe jeweils signifikant zurück, berichtete die Studienleiterin Dr. Lihi Bar-Lev Schleider, Leiterin der Forschungs- und Entwicklungsabteilung des Unternehmens Tikun Olam-Cannbit, Tel Aviv, Israel. Als unerwünschte Wirkungen seien leichte Schläfrigkeit, Verwirrung und Orientierungslosigkeit aufgetreten. Da die Effekte erst in der 14. Woche deutlich wurden, riet die Expertin zur Geduld bei dieser hauptsächlich CBD-basierten Therapie.

In Deutschland ist das in der Studie verwendete medizinische Cannabis unter der Marke Re:Cannis von Fette Pharma erhältlich. Dabei handelt es sich um standardisierte Cannabis-Vollspektrumextrakte und getrocknete Cannabisblüten in verschiedenen Wirkstoffkonzentrationen. Zur Erleichterung des Praxisalltags bietet Fette eine "Kitteltaschenkarte" mit einem übersichtlichen Auswahl- und Dosierschema je Indikation und Symptom an.

Symposium "Neue Perspektiven bei der Behandlung von Demenzpatienten: Ergebnisse einer placebokontrollierten Doppelblindstudie mit medizinischem Cannabis aus Israel", ZNS-Tage Köln, 24.3.2023 ; Veranstalter: Fette Pharma