Die HER-MES-Studie zeigt, dass Erenumab (Aimovig®), ein Antikörper gegen den Calcitonin-Gene-Related-Peptide (CGRP)-Rezeptor, Topiramat in puncto Verträglichkeit und Wirksamkeit bei der Migräneprophylaxe überlegen ist.

Bei oralen Migräneprophylaktika mangele es oft an der Adhärenz, etwa weil die Substanz nicht ausreichend wirke oder schlecht vertragen werde, erklärte Assoz.-Prof. Dr. Gregor Brössner von der Kopfschmerzambulanz der Universitätsklinik für Neurologie in Innsbruck. Seit vier Jahren steht der monoklonale Antikörper Erenumab als weitere Option für die Migräneprophylaxe zur Verfügung. In klinischen und Real-World-Studien habe er seine Wirksamkeit bewiesen, es sei aber noch nicht geklärt gewesen, ob Erenumab im direkten Vergleich mit oralen Prophylaktika überlegen sei, sagte Brössner.

Dazu gibt die HER-MES-Studie nun Antworten. "HER-MES ist die erste Head-to-head-Studie, in der die Wirksamkeit und Sicherheit von Erenumab mit Topiramat verglichen wurde", erklärte Prof. Dr. Martin Marziniak, Chefarzt der Klinik für Neurologie, Isar-Amper-Klinikum München Ost. Die doppelblinde, randomisierte Studie wurde an 82 Standorten in Deutschland durchgeführt, teilgenommen hatten 777 Personen mit episodischer oder chronischer Migräne (86 % weiblich, mittleres Alter 41 Jahre, im Schnitt 10 Migränetage im Monat). Alle Teilnehmenden erhielten über 24 Wochen entweder Erenumab (70 oder 140 mg monatlich, subkutan) oder Topiramat (50-100 mg täglich, oral) [Reuter U et al. Cephalalgia. 2022;42(2):108-18]. Im Anschluss hatten alle die Möglichkeit, für weitere 30 Monate an der offenen Langzeitstudie APOLLON teilzunehmen und mit Erenumab behandelt zu werden.

In der HER-MES-Studie habe sich Erenumab als besser verträglich erwiesen als Topiramat, so Marziniak: Fast viermal mehr Patientinnen und Patienten unter Topiramat als unter Erenumab hätten die Therapie aufgrund von Nebenwirkungen abgebrochen (10,6 % Erenumab vs. 38,9 % Topiramat, p < 0,001). Damit habe die Studie ihren primären Endpunkt erreicht. Auch beim sekundären Endpunkt - der Wirksamkeit - schnitt der Antikörper signifikant besser ab als Topiramat, so Marziniak: Bei 55,4 % der Personen aus der Erenumab-Gruppe habe sich die Zahl der monatlichen Migränetage in Monat 4, 5 und 6 um mindestens 50 % reduziert, unter Topiramat war dies nur bei 31,2 % der Fall (p < 0,001). Patientinnen und Patienten hätten zudem unter Erenumab eine stärkere Verbesserung ihrer Lebensqualität (SF-36-v2-Fragebogen) angegeben als diejenigen unter Topiramat: So habe die Lebensqualität unter Erenumab im Vergleich zur Baseline um 5,48 Punkte zugenommen, unter Topiramat nur um 3,62 Punkte. "Topiramat ist eine wirksame Prophylaxe", fasste Marziniak zusammen, "aber Erenumab ist besser wirksam und verträglicher."

Satellitensymposium "Let's appraise new study data: prophylactic migraine treatment with Erenumab versus standard-of-care therapies", Europäischer Kopfschmerzkongress, Wien/virtuell, 10.12.2022; Veranstalter: Novartis