Fragestellung: Ist Eptinezumab, ein gegen das Calcitonin Gene-Related Peptide (CGRP) gerichteter monoklonaler Antikörper, auch bei Patienten mit Migräne wirksam, bei denen die Behandlung mit klassischen Migränemitteln nicht wirksam war?

Hintergrund: Der monoklonale Antikörper Eptinezumab, der alle drei Monate intravenös appliziert wird, hat in Phase-III-Studien seine migränevorbeugende Wirkung bei episodischer und chronischer Migräne gezeigt. Der Nutzen bei Patienten, bei denen eine Migräneprophylaxe zuvor versagt hatte, wurde jedoch bisher nicht untersucht. Ziel dieser Studie war es daher, die Wirksamkeit und Verträglichkeit von Eptinezumab zur Migräneprophylaxe bei Erwachsenen mit Migräne nach zwei bis vier fehlgeschlagenen Behandlungen mit den bisher verfügbaren, üblicherweise zur Migräneprophylaxe eingesetzten Substanzen zu untersuchen.

Patienten und Methodik: DELIVER war eine multizentrische Phase-IIIb-Studie mit einer 24-wöchigen doppelblinden, placebokontrollierten Behandlungsphase und einer 48-wöchigen Verlängerung nur mit aktiver Substanz. Es wurden Erwachsene mit episodischer oder chronischer Migräne und mit dokumentierten Nachweisen von zwei bis vier nicht wirksamen medikamentösen Migräneprophylaktika innerhalb der letzten zehn Jahre eingeschlossen. Die Patienten wurden 1 : 1 : 1 zu Eptinezumab 100 mg, Eptinezumab 300 mg (alle 3 Monate i. v.) oder Placebo randomisiert. Es erfolgte eine Stratifizierung nach monatlichen Kopfschmerztagen zu Studienbeginn und Land.

Der primäre Wirksamkeitsendpunkt war die Veränderung der durchschnittlichen Zahl monatlicher Migränetage (erfasst anhand eines täglichen elektronischen Tagebuchs) in den Wochen 1-12 gegenüber dem Ausgangswert. Alle Patienten und das Studienpersonal waren hinsichtlich der Zuweisung des Studienmedikaments verblindet.

Ergebnisse: Zwischen Juni 2020 und Oktober 2021 wurden 891 Personen randomisiert und erhielten mindestens eine Dosis des Studienmedikaments. 865 Patienten schlossen die placebokontrollierte Phase ab. Die Veränderung der mittleren monatlichen Migränetage vom Ausgangswert bis zu den Wochen 1-12 betrug -4,8 Tage mit Eptinezumab 100 mg, -5,3 Tage mit Eptinezumab 30 mg und -2,1 Tage mit Placebo. Der Unterschied zu Placebo bei der Veränderung der mittleren monatlichen Migränetage gegenüber dem Ausgangswert war signifikant mit Eptinezumab 100 mg (-2,7, 95 %-Konfidenzintervall [KI] -3,4 bis -2,0, p < 0,0001) und Eptinezumab 300 mg (-3,2, 95 %-KI -3,9 bis -2,5, p < 0,0001).

Behandlungsbedingte unerwünschte Arzneimittelwirkungen traten bei 127 (42 %) von 299 Patienten in der Eptinezumab 100-mg-Gruppe, bei 120 (41 %) von 294 Patienten in der Eptinezumab-300-mg-Gruppe und bei 119 (40 %) von 298 Patienten in der Placebogruppe auf.

Das häufigste unerwünschte Ereignis war eine SARS-CoV-2-Infektion (6-7 %). Schwerwiegende unerwünschte Ereignisse waren selten (5 in der Eptinezumab-100-mg-Gruppe, 7 in der Eptinezumab-300-mg-Gruppe und 4 in der Placebogruppe) und umfassten unter anderem anaphylaktische Reaktionen.

Schlussfolgerungen: Bei erwachsenen Patientinnen und Patienten mit episodischer oder chronischer Migräne und zwei bis vier vorangegangenen nicht wirksamen prophylaktischen Behandlungen mit Standardprophylaktika zeigte der monoklonale Antikörper Eptinezumab im Vergleich zu Placebo eine signifikante migräneprophylaktische Wirkung bei akzeptabler Verträglichkeit.

Ashina M, Lanteri-Minet M, Pozo-Rosich P et al. Safety and efficacy of eptinezumab for migraine prevention in patients with two-to-four previous preventive treatment failures (DELIVER): a multi-arm, randomised, double-blind, placebo-controlled, phase 3b trial. Lancet Neurol 2022; 21: 597-607