Tritt nach einer erfolgreichen Transkatheter-Aortenklappen-Implantation (TAVI) Vorhofflimmern auf, wirkt sich dies ungünstig auf die Prognose aus. Ein neuer Score könnte dazu beitragen, Risikopatientinnen und -patienten zu identifizieren, bevor sie aus der Klinik entlassen werden.

Nach TAVI entwickelt etwa ein Drittel der Patientinnen und Patienten Vorhofflimmern, wodurch das Risiko für einen thromboembolischen Schlaganfall und das Sterberisiko deutlich ansteigen, erklärte Prof. George Dangas, New York, USA. Herzchirurgen stützen sich häufig auf den Risikoscore der Society of Thoracic Surgeons (STS), der allerdings für die offene Herzchirurgie entwickelt wurde, fügte er hinzu. Ein Risikoscore, um speziell die Prognose nach TAVI abzuschätzen, fehlte bisher.

Der von Dangas auf dem ESC als "Late-Breaker" vorgestellte Risikoscore basiert auf den Daten von 1.426 Teilnehmenden der ENVISAGE-TAVI-AF-Studie, in der die Sicherheit und Wirksamkeit des Faktor-Xa-Hemmers Edoxaban im Vergleich zu einem Vitamin-K-Antagonisten bei Patientinnen und Patienten nach TAVI mit Indikation für eine orale Antikoagulation augrund von Vorhofflimmern untersucht wurde. Die orale Antikoagulation war fünf bis zwölf Tage nach der TAVI initiiert worden. Der Follow-up betrug bis zu einem Jahr. Ziel war es, Prädiktoren für die Sterblichkeit zu identifizieren.

Drei Risikokategorien

Von den 178 Patienten (12,5 %), die innerhalb dieses Zeitraums verstarben, waren die meisten älter als 64 Jahre, wiesen eine Nierenerkrankung und/oder Herzinsuffizienz auf, waren übergewichtig, hatten nicht paroxysmales Vorhofflimmern, tranken mehr als drei alkoholische Getränke pro Tag und hatten eine Vorgeschichte mit schweren Blutungen oder eine Neigung zu Blutungen während des Eingriffs.

Jedem dieser Kriterien wurde ein Risikograd zugewiesen. Nach der Berechnung des Gesamtrisikos wurden die Teilnehmenden in drei Kategorien eingeteilt: geringes Risiko (Score 0-10), mittleres Risiko (11-15) und hohes Risiko (> 16). Die Sterblichkeitsrate war bei den Patientinnen und Patienten mit mittlerem Risiko mehr als doppelt so hoch (10,1 %) und in der Gruppe mit hohem Risiko (17 %) dreimal so hoch war wie in derjenigen mit niedrigem Risiko (4,8 %).

Die Arbeitsgruppe um Dangas plant, den Risikoscore weiter zu "verfeinern", um die Prognose von Patientinnen und Patienten nach TAVI weiter zu verbessern.

Kongress der European Society of Cardiology (ESC), 26.-27. August 2022, Barcelona. Dangas G: Late-breaking Clinical Trials