Britische Forscher haben einen niedrigschwelligen Test vorgestellt, mit dem sich online die Demenzwahrscheinlichkeit abschätzen lässt.

Eine gründliche Demenzdiagnose ist zeitaufwendig, erfordert neurokognitive Tests und geschultes Personal. Ein Team um Verena Klar von der Universität Oxford hat nun einen einfachen Test mit 27 Fragen präsentiert. Diese wurden mit einem auf maschinellem Lernen basierenden Verfahren aus vorhandenen Testbatterien selektiert, und zwar so, dass damit eine ähnlich gute Diagnose möglich ist wie mit deutlich aufwendigeren Testmethoden, und das ohne Fachpersonal.

Basis für die Entwicklung des Tests mit der Bezeichnung READi-Dem (Robust, Efficient, Affordable Diagnosis of Dementia) war die "Longitudinal Ageing Study in India" (LASI) mit rund 2.500 älteren Personen, die ein erhöhtes Demenzrisiko aufwiesen. Alle Beteiligten wurden regelmäßig neurokognitiv untersucht. Insgesamt wurden rund 650 Merkmale geprüft und in der "Clinical Dementia Rating Scale" (CDR, 0-3 Punkte) subsumiert. Das Team um Klar schaute nun mit speziellen Algorithmen, welche Merkmale am ehesten eine Demenz vorhersagen können, definiert als CDR-Wert ab 1.

Sie fanden insgesamt 41 Merkmale basierend auf 237 Fragen oder Untersuchungen, die mit hoher Präzision eine Demenz erfassten. Diese reduzierten sie auf ein Minimalset von 27 Fragen. Vom MMST (Mini-Mental-Status-Test) stammen elf Fragen zur räumlichen und zeitlichen Orientierung. Vom IQCODE (Informant Questionnaire on Cognitive Decline in the Elderly) wurden 16 Fragen zur Fremdbeurteilung übernommen.

Sensitivität und Spezifität von über 90 %

Aus den Antworten berechnete ein Programm die Demenzwahrscheinlichkeit. Dann wurde das optimale mit dem minimalen Fragenset verglichen. Mit dem optimalen Set und 237 Fragen lag die Genauigkeit bei 92 % bezogen auf die CDR-Demenzdiagnose, mit dem Minimalset von 27 Fragen bei 91 %. Auch bei der Sensitivität (94 % und 92 %) sowie der Spezifität (91 % und 90 %) gab es keine größeren Unterschiede.

Klar sieht den Test vor allem als Screening-Tool. So könnten Ärztinnen und Ärzte damit etwa einen Kognitions-Check-up alle zwei Jahre vornehmen oder von Angehörigen vornehmen lassen. Kommt der Test auf eine hohe Demenzwahrscheinlichkeit, sollte dies jedoch bestätigende Untersuchungen nach sich ziehen. Der READi-Dem ist inzwischen online (https://researchmind.co.uk/readi-dem/) und als App verfügbar.

8th Congress of the European Academy of Neurology (EAN), Wien und virtuell, 25-28.6.2022