Neurokognitive Defizite bei Schizophrenie sind schwer behandelbar. Neue Daten zu nicht invasiven Hirnstimulationsverfahren (NIBS) rechtfertigen vorsichtigen Optimismus.

Kognitive Störungen zählen zu den Symptomen der Schizophrenie, die Betroffene am stärksten in ihrer Autonomie und Lebensqualität einschränken. Medikamentös sind diese Symptome kaum zu beeinflussen. Ausdauertraining scheint einen gewissen Effekt zu haben. Ob NIBS-Techniken eine wirksame neue Therapie darstellen, ist noch unklar.

Stimulation auf Basis funktioneller MRT-Daten

Mithilfe der funktionellen Bildgebung ist das Verständnis der Netzwerkstörung, die kognitiven Defiziten bei Schizophrenie zugrunde liegt, in den letzten Jahren deutlich gewachsen - so Dr. Ulrike Kumpf, Psychiaterin an der Universität in München. Man habe beispielsweise herausgefunden, dass Schizophreniekranke ihren dorsolateralen Präfrontalkortex (DLPFC) bei der Bearbeitung von Aufgaben des Arbeitsgedächtnisses weniger stark aktivieren, als gesunde Kontrollpersonen dies tun. Von solchen Beobachtungen ausgehend wurden, laut Kumpf, spezielle NIBS-Protokolle entwickelt, um sie in der Behandlung kognitiver Störungen bei Schizophreniekranken zu erproben. Als Stimulationstechnik wird dabei entweder die transkranielle Gleichstromstimulation (tDCS) oder die transkranielle Magnetstimulation (TMS) verwendet.

Metaanalyse zeigt moderate Effekte der NIBS

Kumpf berichtete aus einer aktuellen Metaanalyse der bislang verfügbaren randomisiert kontrollierten Studien (RCT), die NIBS in der Behandlung verschiedener psychischer Störungen evaluierten. Dabei wurden die Effekte der NIBS sowohl auf die Kernsymptome der jeweiligen Erkrankung als auch in Bezug auf die Verbesserung kognitiver Funktionen untersucht. Einen signifikanten Effekt auf neurokognitive Defizite bei Schizophreniebetroffenen zeigte die Metaanalyse ausschließlich hinsichtlich der Verbesserung von Aufmerksamkeits- und Arbeitsgedächtnis-Funktionen. Die Effektstärken waren moderat [Fornaro M et al. Neurosci Biobehav Rev 2022; 132:289-303]. Allerdings, schränkt Kumpf ein, war die Heterogenität der eingeschlossenen RCT hoch und die Ergebnisse seien mit Vorsicht zu interpretieren. "Weitere systematische, komparative Forschung zu verschiedenen Stimulationsparametern ist in diesem Bereich notwendig," resümierte sie.

European Psychiatric Association (EPA). 30th European Congress of Psychiatry. 4.-7.6.2022 und online unter https://epa-congress.org/