Die Non-Adhärenz der Patienten ist bei der Behandlung der Schizophrenie ein großes Problem. Depotantipsychotika könnten hier weiterhelfen, werden in Deutschland aber bislang noch zu selten eingesetzt. Ein neuartiges Risperidon-Präparat macht die Behandlung nun deutlich einfacher.

Rückfälle sind ein großes Problem in der Schizophrenie. Jeder Rückfall führt dazu, dass Patienten weniger gut auf die medikamentöse Therapie ansprechen und sich die Prognose verschlechtert, erklärte Prof. Dr. Christoph Correll, Direktor der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters an der Charité Universitätsmedizin Berlin. Ein großer Risikofaktor für Rückfälle ist die Non-Adhärenz der Patienten, die bei Schizophrenie bis zu 40 % beträgt [Kane JM et al. World Psychiatry 2013; 12:216-26].

Seit Mitte April steht ein neues Depotantipsychotikum zur Behandlung von Patienten mit Schizophrenie zu Verfügung: Risperidon ISM® (Okedi®), das nur einmal monatlich verabreicht werden muss. Aufgrund der neuen Galenik wird der therapeutische Wirkspiegel bereits wenige Stunden nach der ersten Injektion erreicht und bleibt stabil, ohne eine zusätzliche orale Medikation [Walling DP et al. Drug Devel Ther 2021; 15:4371-82]. Somit kann 24 Stunden nach der letzten oralen Risperidon-Dosis direkt auf das Depot gewechselt werden.

In der multizentrischen, randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten Phase-III-Zulassungsstudie reduzierte sich bei Patienten mit akuter Exazerbation und schwerer bis mittelschwerer Schizophrenie-Symptomatik (PANSS 80-120 + CGI ≥ 4) unter Risperidon ISM® (100 mg oder 75 mg) der mittlere PANSS-Gesamt-Score ab Tag 8 signifikant gegenüber Placebo, ebenso die Positiv- und die Negativsymptome [Correll CU et al. NPJ Schizophr 2020; 6:37] - und das bei "sehr hohen Effektstärken" von 0,78 (75 mg) bis 0,87 (100 mg), wie Prof. Dr. Stefan Leucht von der Sektion Evidenzbasierte Medizin in der Psychiatrie der TU München hervorhob. Die positiven Ergebnisse hielten auch über die zwölfmonatige offene Verlängerungsphase an, bei den für Risperidon typischen Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen (12,1 %), Hyperprolaktinämie (9,8 %), Asthenie (5,1 %), Gewichtszunahme (4,2 %) und Schlaflosigkeit (4,2 %) [Filts Y et al. Schizophr Res 2022; 239:83-91]. Die Rückfallquote betrug in der zwölfmonatigen Beobachtungszeit 10,7 %, die Rehospitalisierungsrate 4,2 % - "im Vergleich zu anderen Studien sehr niedrig", betonte Leucht.

Bislang werden Depotantipsychotika in Deutschland jedoch nur zurückhaltend verschrieben. Nur 8 % der medikamentös eingestellten Schizophreniepatienten erhalten ein Depot [Arrango C et al. Psiquiatr Salud Ment (Engl Ed) 2019; 12:92-105]. "Es ist sehr viel weniger der Patient, es ist vielmehr der Verschreiber, dem es nicht so genehm ist, diese Medikation vorzuschlagen. Wir müssen es aber tun. Weil Patientenstabilität doch das Primat sein sollte in unserer Behandlung", resümierte Correll.

Einführungspressekonferenz "Okedi® - Ein neues Depot-Antipsychotikum mit schnellem Wirkeintritt auf Basis der innovativen ISM®-Technologie", 25.4.2022, München; Veranstalter: Rovi