Menschen mit Multipler Sklerose (MS) sollten möglichst frühzeitig mit einem nach individuellen Kriterien ausgewählten, effizienten Medikament behandelt werden, so Dr. Boris-Alexander Kallmann, Neurologe am MS-Zentrum Bamberg. Bei einem milden Krankheitsverlauf sei nicht per se eine hochaktive Behandlungsform notwendig, erläuterte er.

Um einen milden Krankheitsverlauf zu bestätigen, sollten aber auch weitere Faktoren wie Kognition, Arbeitsfähigkeit und Familienleben sowie sogenannte Patient Reported Outcomes (PRO) berücksichtigt werden.

In der DGN-Leitlinie werden bei milder Krankheitsaktivität Medikamente der ersten Kategorie wie Dimethylfumarat und Teriflunomid, Glatirameroide sowie Interferon-β empfohlen.

Die in den Studien mit Dimethylfumarat und Teriflunomid erzielten Ergebnisse zur Schubratenreduktion und Verringerung der Behinderungsprogression seien ähnlich, berichtete Prof. Dr. Mark Obermann, Neurologe am Klinikum Weser-Egge in Höxter. Die Behandlungszufriedenheit der Betroffenen sei in der Phase-IV-Studie Teri-PRO nach Umstellung von Dimethylfumarat auf Teriflunomid jedoch höher gewesen [Coyle PK et al. Mult Scler Relat Disord 2017;17:107-15].

In zwei unabhängigen Phase-III-Studien (TEMSO, TOWER) wurde das Risiko der Progression körperlicher Behinderungen unter einmal täglich Teriflunomid 14 mg (Aubagio®) um jeweils fast ein Drittel reduziert. Die jährlichen Schubraten wurden im Vergleich zu Placebo signifikant um 31,5 % beziehungsweise 36,3 % verringert (p ≤ 0,001) [O'Connor P et al. NEJM. 2011;365:1293-303; Confavreux C et al. Lancet Neurol. 2014;13:247-56]. Im Schnitt seien bei den Behandelten pro Jahr 0,2 Schübe weniger aufgetreten als in der Placebogruppe, unterstrich Obermann.

Die Wirkung von Teriflunomid, die in allen Altersgruppen gleichermaßen belegt worden ist, zeigte sich bereits nach sechswöchiger Therapie. Der orale Immunmodulator sei zudem gut verträglich. Lymphopenien unter Teriflunomid, die in der Regel mild ausfielen, seien bisher nicht mit vermehrten Infekten assoziiert worden, betonte Obermann.

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