Fragestellung: Wie sollen Migräneattacken behandelt werden, und wie soll die Prophylaxe der Migräne unter Berücksichtigung der neuen Migränemittel erfolgen?

Hintergrund: Die US-amerikanische Kopfschmerzgesellschaft (AHS) publiziert in regelmäßigen Abständen Konsensuspapiere zur Akuttherapie und zur Prophylaxe der Migräne. Eine Aktualisierung war jetzt notwendig geworden, da in den USA die Gepante (Ubrogepant, Rimegepant) und Lasmiditan zur Behandlung akuter Migräneattacken zugelassen wurden und eine Zulassung der Gepante für die Prophylaxe der Migräne abzusehen ist.

Methodik: Es handelt sich um ein Konsensuspapier der US-amerikanischen Kopfschmerzgesellschaft. Dabei ist bemerkenswert, dass die Interessenkonflikte der Autoren zwei komplette Druckseiten einnehmen.

Ergebnisse: Für die Akuttherapie von Migräneattacken werden Triptane, Ergotaminabkömmlinge, Gepante und Lasmiditan empfohlen. Weiterhin werden Diclofenac, Ibuprofen und Naproxen, Acetylsalicylsäure (ASS), Celecoxib sowie die Kombination von Acetaminophen (in Deutschland Paracetamol) plus ASS plus Koffein empfohlen. Zu einer Therapie mit Gepanten oder Lasmiditan wird nur dann geraten, wenn es eine Kontraindikation für den Einsatz von Triptanen gibt, oder wenn zwei oder mehr orale Triptane nicht wirksam waren.

Für die Migräneprophylaxe werden in oraler Form empfohlen: Candesartan, Valproinsäure, Metoprolol, Propranolol, Timolol oder Topiramat. Bei den parenteralen Migräneprophylaktika werden die vier monoklonalen Antikörper Eptinezumab, Erenumab, Fremanezumab und Galcanezumab empfohlen und für die chronische Migräne OnabotulinumtoxinA. Eine mögliche Wirksamkeit wird Amitriptylin, Atenolol, Lisinopril, Memantin, Nadolol und Venlafaxin zugeordnet.

Für den Einsatz der monoklonalen Antikörper sollten bei der episodischen Migräne acht bis 14 Migränetage pro Monat vorliegen und zwei oder mehr der traditionellen Migräneprophylaktika nicht wirksam sein. Dies gilt auch für Patienten mit chronischer Migräne. Der Erfolg der Therapie mit monoklonalen Antikörpern wird entweder als eine 50 %ige Reduktion der Migränetage pro Monat gemessen oder als eine Reduktion von ≥ 5 Punkten im MIDAS, wenn der Ausgangswert zwischen elf und 20 liegt, beziehungsweise eine Reduktion von ≥ 30%, wenn der Ausgangswert > 20 Punkte liegt. Ein weiteres Erfolgskriterium ist eine Reduktion von fünf oder mehr Punkten auf HIT-6-Skala.Die Empfehlungen gehen auch davon aus, dass demnächst orale Gepante für die Migräneprophylaxe zugelassen werden.

Schlussfolgerungen: Die AHS gibt konkrete Empfehlungen zur Akuttherapie der Migräne sowie für die Migräneprophylaxe.

Ailani J, Burch RC, Robbins MS et al. The American Headache Society Consensus Statement: Update on integrating new migraine treatments into clinical practice. Headache 2021; 61: 1021-39