Eine Messung des Markers S100B zwei Tage nach einer Thrombektomie kann das Ausmaß der Hirnschädigung recht präzise wiedergeben - besser als der mRS-Wert nach 90 Tagen.

Wie gut hat die Thrombektomie geklappt? Maß aller Dinge ist neben der Rekanalisation der mRS-Wert nach 90 Tagen. Dieser gibt zwar den klinischen Erfolg wieder, unterliegt aber einigen Verzerrungen, so Dr. Sebastian Ludger von der Klinik für Neurologie in Frankfurt/Main. Zum einen werden damit subtile neuropsychologische Defizite kaum erfasst, zum anderen hängt der Wert stark von der Lokalisation des Schlaganfalls ab, ebenso von der Beurteilung des Arztes (Inter-Rater-Variabilität).

Um die Wirksamkeit einer Schlaganfalltherapie zu beurteilen, wären zu den klinischen auch objektive Faktoren hilfreich. Kalzium-bindendes Protein S100B ist hierfür ein guter Kandidat, so Ludger auf der virtuellen Arbeitstagung Intensivmedizin (ANIM). Das Protein wird von Gliazellen bei einer Hirnschädigung freigesetzt, die Serumkonzentrationen korrelieren dabei recht gut mit der Läsionsgröße.

Auf der Tagung stellte der Neurologe Ergebnisse der Biomarkerstudie PROMETHEUS (Biomarker for Prediction of Outcome After Mechanical Thrombectomy in Acute Ischemic Stroke) vor. Teilgenommen haben 171 Schlaganfallpatienten mit proximalem Gefäßverschluss, die einer Thrombektomie unterzogen wurden. Bei allen bestimmten die Ärzte zwei Tagen nach der Prozedur die S100B-Spiegel im Serum.

Wie sich zeigte, hatten Patienten mit einem guten funktionellen Outcome nach 90 Tagen (mRS 0-1) die niedrigsten S100B-Werte (unter 0,1 µg/l), umgekehrt waren hohe S100B-Werte (über 0,25 µg/l) nach der Thrombektomie häufig mit einem ungünstigen Outcome verbunden, allerdings erwies sich der Zusammenhang als nicht sehr präzise: Die S100B-Werte variierten bei ungünstigem funktionellem Ergebnis stark - einige Patienten mit schlechtem Ergebnis hatten also ebenfalls relativ niedrige S100B-Werte nach der Thrombektomie.

In ähnlicher Weise korrelierten auch Läsionsgröße und mRS-Wert nicht sehr gut. So erreichten einige Patienten mit recht großen rechtshemisphärischen Infarkten trotzdem ein gutes funktionelles Ergebnis, das war bei großen Infarkten in der linken Hirnhälfte aber praktisch nicht der Fall, hier zeigte sich ein stärkerer Zusammenhang zwischen Läsionsgröße und mRS-Wert.

Viel deutlicher war die Korrelation von Infarktgröße und S100B-Werten, und zwar unabhängig von der Hemisphäre: Patienten mit niedrigen Serumkonzentrationen hatten fast alle kleinvolumige Infarkte, solche mit hohen dagegen große Läsionen.

Die S100B-Werte zeigen daher das wirkliche Ausmaß der ischämischen Schädigung, so Ludger. Ein gutes Outcome nach einer Thrombektomie müsste daher als mRS-Wert von 0-1 plus niedriger S100B-Wert definiert werden.

Symposium SP 13 Freie Vorträge II. Luger S. The role of S100B serum concentration as a surrogate outcome parameter after mechanical thrombectomy. 39. Arbeitstagung NeuroIntensivMedizin (ANIM); 20.-22.1.2022