Psychotherapie ist eine wichtige Säule einer leitliniengerechten Behandlung von Depressionen. Der Bedarf ist hoch, die Wartezeiten sind lang. Die Verordnung von digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGA) kann eine Alternative sein.

Hierzulande müssen Patienten mit einer Depression durchschnittlich 20 Wochen auf den ersten Termin in der Richtlinienpsychotherapie warten [https://go.sn.pub/w83KpA]. Online-Interventionen haben das Potenzial, die bestehenden Versorgungslücken zu verringern. Eine effektive und flexible Lösungsmöglichkeit bietet das internetbasierte, interaktive Therapieprogramm deprexis®, das aufgrund einer guten Evidenzbasis als bisher einzige Gesundheits-App im Bereich Depression dauerhaft im DiGA-Verzeichnis (https://diga.bfarm.de/de) gelistet ist. Somit werden die Kosten für die Verordnung der App von allen gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Die Wirksamkeit des Online-Therapieprogramms wurde in mehreren Studien nachgewiesen. Eine aktuelle Metaanalyse mit zwölf randomisierten Studien und insgesamt 2.901 Teilnehmern bestätigt die Effektivität der Online-Intervention auf depressive Symptome (durchschnittliche Effektstärke von 0,51) - und zwar unabhängig davon, ob die Anwendung des Programms durch die Patienten ärztlich begleitet wurde oder nicht [Twoney C et al. PLosOne 2020; 15: e0228100].

Deprexis® besteht aus verschiedenen Modulen mit überwiegend kognitiv-verhaltenstherapeutischer Ausrichtung, die dem User in einer auf seine individuellen Bedürfnisse angepassten Reihenfolge präsentiert werden. Nach den Erfahrungen von Prof. Dr. Michael Landgrebe, Chefarzt der kbo-Lech-Mangfall-Kliniken Agatharied, kann die DiGA im Versorgungsalltag breit eingesetzt werden - nicht nur zur Überbrückung von Wartezeiten auf einen Psychotherapieplatz, sondern auch zur Ergänzung einer konventionellen Face-to-Face-Psychotherapie. Aber auch als Zugangsalternative für Menschen mit Depressionen, die in unterversorgten Gebieten leben oder die Hemmungen gegenüber einem persönlichen Gespräch mit Therapeuten haben, kann die psychotherapeutische App auf Rezept verordnet werden. Im Rahmen des Entlassmanagements in der Klinik kann die DiGA die Brücke schlagen zwischen der ambulanten und stationären Versorgung.

Symposium "E-Mental Health: Erfahrungen aus einem Jahr BfArM-DiGA-Verzeichnis" im Rahmen des DGPPN-Kongresses; Berlin, 26.11.2021; Veranstalter Servier