Fragestellung: Welche Risikofaktoren gibt es für einen tödlichen Ausgang des malignen Neuroleptika-Syndroms (MNS)?

Hintergrund: Beim MNS handelt es sich um eine seltene, aber potenziell tödliche Komplikation der Therapie mit Neuroleptika, sodass die Identifizierung von Risikofaktoren für einen schweren Verlauf von Interesse ist. Ein besonderes Interesse gilt den Depotpräparaten, deren Wirkstofffreisetzung nicht abrupt gestoppt werden kann.

Patienten und Methodik: In einer systematischen Literaturrecherche wurden Fallberichte und -serien über Patienten zwischen 18 und 65 Jahren mit MNS identifiziert. Die Patienten wurden den Gruppen "Tod" und "kein Tod" durch NMS zugeordnet und auf signifikante Gruppenunterschiede hin analysiert und diese anschließend auf ihren Vorhersagewert für den Endpunkt "Tod" oder "kein Tod" untersucht.

Ergebnisse: Aus insgesamt 469 Berichten ergab sich eine Stichprobe von 683 Fällen mit MNS (mittleres Alter: 36 Jahre, 62 % Männer). Die Hauptdiagnose war Schizophrenie (43 %), die mittlere Krankheitsdauer betrug zehn Jahre. Zur Gruppe mit tödlichem Ausgang des MNS gehörten 52 Fälle (7,6 %), zu den Überlebenden 631 Fälle (92 %). Das fehlende Absetzen der Neuroleptika erwies sich als stärkster Risikofaktor für einen tödlichen Verlauf des MNS. Zudem wurden respiratorische Beschwerden, die Schwere der Hyperthermie und ein höheres Alter als signifikante Risikofaktoren für einen letalen Verlauf des MNS identifiziert.

Für die Darreichungsformen (oral, i.m. oder i.v.) fanden sich keine signifikanten Gruppenunterschiede im Hinblick auf einen letalen Ausgang. Es fanden sich auch keine signifikanten Unterschiede zwischen Second- und First-generation-Antipsychotika (SGA bzw. FGA).

Schlussfolgerungen: Die Autoren folgerten, dass ein fehlendes Absetzen der Neuroleptika der wichtigste Risikofaktor in Hinblick auf einen tödlichen Verlauf des MNS ist. Dennoch gingen langwirksame Darreichungsformen in dieser Untersuchung nicht mit einer erhöhten Mortalität einher.

Guinart D, Misawa F, Rubio JM et al. A systematic review and pooled, patient-level analysis of predictors of mortality in neuroleptic malignant syndrome. Acta Psychiatr Scand 2021;144:329-41