Fragestellung: Wie wirksam und verträglich sind unterschiedliche Psychostimulanzien für die Behandlung depressiver Symptome?

Hintergrund: Die Ansprechraten auf gängige Antidepressiva sind weiterhin unzureichend. Der Einsatz von Psychostimulanzien, die vor allem Symptome wie Energie- und Antriebslosigkeit positiv beeinflussen sollen, ist umstritten. Aussagen zur Effektivität, insbesondere von einzelnen Stimulanzien auf die depressive Symptomatik, können aufgrund der Heterogenität der bisher durchgeführten Studien nicht getroffen werden. Ziel der Autoren war es, die Effektivität und Verträglichkeit von Psychostimulanzien in der Depressionsbehandlung im Rahmen einer Netzwerk-Metaanalyse zu untersuchen.

Patienten und Methodik: Für die Metaanalyse wurden bis April 2021 publizierte randomisiert-kontrollierte Studien berücksichtigt, die die Effektivität und Sicherheit von Psychostimulanzien bei erwachsenen depressiven Patienten untersuchten. Die Effektivität wurde anhand von Veränderungen in der Psychopathologie (Schweregrad der Depression, Veränderung von Einzelsymptomen wie Energielosigkeit und Schläfrigkeit) sowie mit der Response (mindestens 50 %ige Verbesserung) in psychometrischen Skalen definiert und die Arzneimittelsicherheit mithilfe der Anzahl unerwünschter Ereignisse beziehungsweise nebenwirkungsbedingter Drop-outs erfasst. Da in den meisten Studien jeweils nur ein Pharmakon gegen ein Placebo getestet wurde, erfolgte eine Netzwerk-Metaanalyse, um die verschiedenen Stimulanzien miteinander zu vergleichen.

Ergebnisse: Es wurden 37 randomisiert-kontrollierte Studien eingeschlossen. Die drei am häufigsten untersuchten Psychostimulanzien waren Methylphenidat (n = 14), Dexamphetamin (n = 9) und Modafinil (n = 6). Die Beobachtungszeiträume der Einzelstudien lagen zwischen zwei Tagen und 16 Wochen. Bei 17 Studien wurden die Stimulanzien als Augmentation zu einer antidepressiven Pharmakotherapie untersucht. Die traditionelle Metaanalyse zeigte Effekte der Psychostimulanzien auf die Responseraten und Reduktion der Depressionsschwere. In der Netzwerk-Metaanalyse zeigte lediglich der Einsatz von Methylphenidat eine Verbesserung von Responserate und Symptomatik. Bei Betrachtung von Einzelsymptomen wie Energielosigkeit oder Schläfrigkeit zeigten sich signifikante Verbesserungen unter Methylphenidat, Pemolin, Dexamphetamin und Modafinil. Die Behandlung mit Dexamphetamin und Lisdexamphetamin führte zu einer signifikanten Zunahme von Nebenwirkungen.

Schlussfolgerungen: Die Autoren fassen zusammen, dass einige Psychostimulanzien offenbar gut verträglich sind und bei depressiven Erkrankungen eine gewisse Wirkung auf Einzelsymptome wie Energielosigkeit und Schläfrigkeit haben.

Bahji A, Mesbah-Oskui L. Comparative efficacy and safety of stimulant-type medications for depression: A systematic review and network meta-analysis. J Affect Disord 2021; 292: 416-23