Mit der Zulassung von Satralizumab ist eine weitere Option für die Schubprävention bei Patienten mit einer anti-Aquaporin-4-Immunglobulin-G-(AQP4-IgG)-seropositiven Neuromyelitis-optica-Spektrum-Erkrankung (NMOSD) verfügbar.

Die Europäische Kommission hat im Juni 2021 Satralizumab (Enspryng®) zur Behandlung der anti-Aquaporin-4-IgG(AQP4-IgG)-seropositiven Neuromyelitis-optica-Spektrum-Erkrankung (NMOSD) zugelassen. Damit können Erwachsene und Jugendliche ab zwölf Jahren behandelt werden, als subkutane Monotherapie oder in Kombination mit einer immunsuppressiven Therapie.

Jeder Schub der NMOSD könne den Behinderungsgrad irreversibel erhöhen, deshalb sei eine präventive Langzeittherapie von Beginn an notwendig, erinnerte Prof. Dr. Ingo Kleiter, Ärztlicher Leiter und Geschäftsführer der Marianne-Strauß-Klinik in Berg, anlässlich eines virtuellen Symposiums von Roche. Bisher habe man auf Off-Label-Therapien zurückgreifen müssen, nun komme man in ein neues Zeitalter. Seit 2019 seien drei neue Wirkstoffe für die NMOSD-Schubprophylaxe vorgestellt worden: Eculizumab, das noch nicht in der EU zugelassene Inebilizumab und der Interleukin-6-Rezeptor-Antikörper Satralizumab.

Die Zulassung von Satralizumab basiert auf zwei multizentrischen, randomisierten, placebokontrollierten, doppelblinden Phase-III-Studien. Untersucht wurde Satralizumab als Monotherapie bei erwachsenen NMOSD-Patienten (SAkuraStar, n=95) [Traboulsee A et al., Lancet Neurol 2020;19(12):402-12], und in Kombination mit einer immunsuppressiven Basistherapie bei erwachsenen und jugendlichen Patienten (SAkuraSky, n = 83) [Yamamura T et al., N Eng J Med 2019; 381(22):2114-24].

In beiden Studien senkte Satralizumab das Risiko neuer Schübe signifikant: als Monotherapie um 55 %, als Kombination mit Immunsuppressiva um 62 %. Subgruppenanalysen verdeutlichten, dass in erster Linie NMOSD-Patienten mit anti-AQP4-IgG-seropositivem Status profitierten: Bei ihnen reduzierte Satralizumab als Monotherapie das Risiko im Mittel um 74 % (HR: 0,26; 95%-KI: 0,11-0,63; Abb. 1) [Traboulsee A et al., Lancet Neurol 2020; 19(12): 402-12], als Add-on um 79 % (HR: 0,21; 95%-KI: 0,06-0,75) [Yamamura T et al., N Eng J Med 2019; 381(22):2114-24]. Über 96 Wochen blieben unter der Monotherapie 77 % schubfrei, unter Add-on-Therapie 92 %.

Das Sicherheitsprofil sei günstig, die Häufigkeit unerwünschter Ereignisse unter Satralizumab und Placebo vergleichbar, legte Kleiter dar. "Mit den neuen Therapien liegen spezifische, pathomechanismusgesteuerte Ansätze bei AQP4-IgG-seropositiver NMOSD vor, die zudem On-Label sind", so der Experte - "Ein großer Fortschritt gegenüber dem konventionellen immunsuppressiven Ansatz."

Virtuelles Symposium "NMOSD - Was gibt's Neues zur Diagnose und Therapie?", 13.7.2021; Veranstalter: Roche