Fragestellung: Untersucht wurde die Effektivität antidepressiver Medikation bei der maternalen postnatalen Depression im Vergleich zu Placebo und anderen Formen der Behandlung.

Hintergrund: Postnatale Depressionen bei Müttern sind weltweit häufig, mit Prävalenzen von 9,5 % in Ländern mit hohem und mittlerem Einkommen und bis 18,7 % in Ländern mit niedrigem Einkommen. Unbehandelte postnatale maternale Depressionen können einen ungünstigen Einfluss auf die Entwicklung des Kindes haben und die Familie negativ beeinflussen. Daher ist eine rechtzeitige Erkennung und suffiziente Behandlung einer postnatalen Depression sehr wichtig. Aus ethischen Gründen sind allerdings randomisierte kontrollierte Studien (RCT), insbesondere bei stillenden Frauen, schwierig durchzuführen, sodass es nicht viele Daten zur Effektivität und Sicherheit für die Therapie der postnatalen Depression mit Antidepressiva gibt. Allerdings fehlen auch Vergleichsdaten von medikamentösen und nicht medikamentösen Behandlungen.

Patientinnen und Methodik: In das systematische Cochrane-Review und die Metaanalyse wurden RCT eingeschlossen, in denen Frauen aufgrund einer postnatalen Depression innerhalb der ersten zwölf Monate nach Geburt eines Kindes antidepressiv behandelt wurden (n = 1.016). Die meisten Studien untersuchten Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI), meist im Vergleich zu Placebo, seltener im Vergleich zu psychosozialer Intervention. Außerdem gab es jeweils einen Vergleich mit einem anderen Antidepressivum, mit einer Hormontherapie und mit anderen Strategien (Abwarten, Safran usw.)

Ergebnisse: Die Metaanalyse zeigte, dass SSRI bei der Behandlung einer postnatalen Depression wirksamer als Placebo sind (Responseraten: 55 % vs. Placebo 43 %; gepoolte Risk Ratio [RR] 1,27; 95 %-Konfidenzintervall [KI]: 0,97-1,66; Remissionsraten 42 % vs. Placebo 27 %; RR: 1,54; 95 %-KI: 0,99-2,41). Darüber hinaus waren die depressiven Symptome unter SSRI-Behandlung nach fünf bis zwölf Wochen stärker reduziert als unter Placebo (standardisierte mittlere Differenz: -0,30; 95 %-KI: -0,55 bis -0,05; Daten aus vier Studien mit 251 Frauen).

Eine Metaanalyse bezüglich unerwünschter Arzneimitteleffekte konnte aufgrund starker Variation der berichteten Daten in den verschiedenen Studien nicht berechnet werden. Es gab keinen Hinweis für einen Unterschied in der Akzeptanz zwischen SSRI und Placebo. Zudem konnten keine Metaanalysen gerechnet werden bezüglich der Wirksamkeit von SSRI im Vergleich mit anderen Antidepressivaklassen und Hormonpräparaten, oder Antidepressiva im Vergleich mit nicht medikamentösen Optionen.

Schlussfolgerungen: Die Autoren folgern, dass noch immer zu wenig Daten bezüglich der Effektivität und der Sicherheit von Antidepressiva in der Therapie der postnatalen Depression vorliegen. Es konnte lediglich eine schwache Evidenz für eine Überlegenheit von SSRI gegenüber Placebo gefunden werden, SSRI waren aber psychosozialen Interventionen eher nicht überlegen.

Brown JVE, Wilson CA, Ayre K et al. Antidepressant treatment for postnatal depression. Cochrane Database Syst Rev 2021; 2: CD013560