Fenfluramin (Fintepla®) ist seit Februar 2021 in Deutschland als antiepileptische Zusatztherapie ab einem Alter von zwei Jahren beim Dravet-Syndrom zugelassen. Studien zeigen, dass die Substanz die Therapieresistenz bei der seltenen Form der Epilepsie überwinden kann.

Das Dravet-Syndrom ist eine seltene, meist therapieresistente Form der Epilepsie, die im frühen Kindesalter beginnt. In Deutschland sind etwa 650 Kinder betroffen. Charakteristisch sind hohe Anfallsfrequenzen (durchschnittlich 40 Anfälle pro Monat, die länger als 20 Minuten dauern können), geistige Behinderung, Verhaltensauffälligkeiten sowie Gangstörungen.

Die Mortalität ist deutlich gesteigert. Betroffene Kinder müssen rund um die Uhr betreut werden, was zu einer hohen familiären Belastung führt. Auch mit der dritten Generation antiepileptischer Medikamente sei das Dravet-Syndrom schwer zu behandeln, erklärte Dr. Kerstin Alexandra Klotz, Leiterin der Sektion pädiatrische Epileptologie des Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin am Universitätsklinikum Freiburg.

Mit Fenfluramin ist jetzt eine effektive neue Behandlungsoption zugelassen. Fenfluramin setzt Serotonin frei und stimuliert so mehrere 5-HT-Rezeptor-Subtypen. Es kann Krampfanfälle reduzieren, indem es als Agonist an bestimmten Serotoninrezeptoren im Gehirn (einschließlich 5-HT1D, 5-HT2A und 5-HT2C) sowie am Sigma-1-Rezeptor wirkt. Der genaue Wirkmechanismus von Fenfluramin beim Dravet-Syndrom ist nicht bekannt.

Die Basis für die Zulassung waren zwei multizentrische, randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte Studien, in denen Fenfluramin in verschiedenen Dosierungen seine Wirksamkeit und Sicherheit an 119 beziehungsweise 87 Patienten (Alter: 2-18 Jahre) zeigen konnte.

In Studie 1 reduzierte sich die monatliche Anfallsfrequenz über 14 Wochen gegenüber Baseline um 75 % (Dosis: 0,7 mg/kg/Tag) und um 42 % (Dosis: 0,2 mg/kg/Tag) [Lagae L et al. Lancet 2020;394: 2243-54]. Der Unterschied gegenüber Placebo war mit 62 % und 32 % unter beiden Dosierungen signifikant. Die mediane Anfallsfreiheit erreichte 25 und 15 Tage versus zehn Tage unter Placebo.

In Studie 2 zeigte sich unter der Dosis von 0,4 mg/kg/Tag und begleitender Stiripentol-Gabe ebenfalls eine hochsignifikante Reduktion konvulsiver Anfälle um 54 % pro Monat gegenüber Placebo [Nabbout R et al. JAMA Neurol 2020;77:300-8]. Die Anfallsfreiheit steigerte sich auf 22 Tage. Patienten, die von der Therapie profitiert hatten, wurden anschließend in einer offenen Verlängerungsstudie weiterbehandelt (n = 232) [Sullivan J et al. Epilepsia 2020;61:2396-404]. Dabei sei die Wirkung über die Zeit von 24 Monaten konstant geblieben, so Klotz.

Als häufige unerwünschte Wirkung wurde Appetitminderung beobachtet, die jedoch keinen relevanten Einfluss auf das Körpergewicht hatte. Unter engmaschiger kardiologischer Kontrolle zeigten sich keine Herzklappenerkrankungen, auch pulmonale Hypertonien oder Todesfälle wurden nicht festgestellt.

Digitale Pressekonferenz "Fintepla®: Neue Therapieoption für das Dravet-Syndrom", 25.1.2021; Veranstalter: Zogenix