Fragestellung: Ist die dekompressive Hemikraniektomie bei Patienten mit malignem Mediainfarkt wirksam?

Hintergrund: Die Mortalität des malignen Mediainfarktes beträgt bis zu 80 %. An der Neurologischen Universitätsklinik in Heidelberg wurde durch die Arbeitsgruppe von Prof. Hacke die dekompressive Hemikraniektomie zur Behandlung von Patienten mit malignem Mediainfarkt entwickelt. In der Zwischenzeit gibt es eine Reihe von randomisierten Studien, die jetzt im Rahmen einer individuellen Patienten-Metaanalyse ausgewertet wurden.

Patienten und Methodik: Die Metaanalyse umfasste 488 Patienten. Der primäre Endpunkt war ein funktioneller Outcome auf der modifizierten Rakin-Skala (mRS) ≤ 3 ein Jahr nach dem Schlaganfall. Sekundäre Endpunkte waren ein mRS Score ≤ 4 und mRS Score ≤ 2 nach sechs Monaten und einem Jahr.

Ergebnisse: 254 Patienten wurden konservativ und 234 operativ behandelt (mittleres Alter 59,7 Jahre). Im Mittel vergingen 29 Stunden bis zur Randomisierung. Die chirurgische Dekompression reduzierte die Sterblichkeit (adjustierte Odds Ratio [OR] 0,16; 95 %-Konfidenzintervall [KI] 0,10-0,24) und erhöhte die Chance auf ein günstiges Ergebnis (OR 2,95; 95 %-KI: 1,55-5,60). Die Subgruppe, die erst nach 48 Stunden behandelt wurde, sowie die der alten Patienten, waren zu klein, um verlässliche Schlussfolgerungen zu ziehen.

Schlussfolgerungen: Die dekompressive Hemikraniektomie ist bei Patienten mit malignem Mediainfarkt wirksam. Es bleibt aber ungeklärt, ob noch ein therapeutischer Nutzen jenseits des zweiten Tages und bei alten Patienten besteht.

Reinink H, Juttler E, Hacke W et al. Surgical decompression for space-occupying hemispheric infarction: A systematic review and individual patient metaaanalysis of randomized clinical trials. JAMA Neurol 2020; doi:10.1001/jamaneurol.2020. 3745